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Autor Nachricht
Prometheus
(Autistische Entität )

Mir ist heute wieder mal ein Phänomen aufgefallen, welches ich von Zeit zu Zeit immer wieder erlebe. Ich war gerade auf dem Weg zu einem Treffen mit meinen Freunden, als mich mit einem Mal eine extreme Erschöpfung überfiel. Ich konnte mich kaum bewegen und setzte mich auf eine Parkbank. Ich hatte ein richtig hohen Puls und dabei bin ich langsam gelaufen. Nach einer ungefähren Viertelstunde ging es mir wieder halbwegs normal. Ich kenne diese "Schwächeanfälle" auch aus der Vergangenheit, doch waren sie nie so intensiv wie heute. Ich mache mir Sorgen, dass das irgendwie krankhaft wird. Habt ihr eine Idee, warum ich das so habe und hattet ihr auch schon mal ähnliche "Schwächeanfälle"?
25.10.17, 16:28:01
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feder
(Autistenbereich)

Panikattacke? Gibt es anscheinend auch, ohne, dass man das subjektiv als Panik wahrnimmt, sondern nur mit körperlichen Symptomen. Kenne mich da aber gar nicht aus.

Das, was du beschreibst, kenne ich aus der Jugendzeit. Irgendwann hörte es von selbst auf, ohne dass es abgeklärt worden wäre.
25.10.17, 17:14:29
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Antares
(White Unicorn)

Ich kenne das als nervöse Erschöpfung, als ich noch keine Ahnung davon hatte, wie es sich als Autistin gut lebt. Es gab bei mir eine Zeit insbesondere zwischen Grundschule wo noch "alles schick" war bis zum Erwachsenenalter, als ich dann begriff wie das geht, in der so etwas aufgetreten ist.

Das hatte bei mir nichts mit schnell oder langsam laufen zu tun, sondern schlicht mit Reizüberlastung, so dass sich bei mir nicht nur ein schnellerer Puls zeigte, sondern ich regelrecht umfiel. Da hatte mir jemand den völlig unbrauchbaren Rat gegeben mich zu "desensibilisieren" weil ich schon gemerkt hatte, dass das irgendwie mit Lärm/Gestank/Menschemassen/... zu tun hat. Als ich nun diesem idiotischen Rat folgend beim Arzt landete mit einem Asthmaanfall, weil mein veg. Nervensystem sich willkürlich krampfte und entspannte und einem Gehörsturz ließ ich diesen völligen Blödsinn wieder bleiben.

Ich hatte damals dann schon die ersten Autisten kennen gelernt, die das eher mit Humor nahmen, es hatte schon durchaus etwas aus einem Comic irgendwie - naives Landei trifft auf Halbgott in Weiß in einer Großstatt und lässt sich fast halbtödlichen Unfug einbläuen.

Also machte ich schleunigst, dass ich mein Leben änderte. In diesem Fall hörte ich mit Präsenzstudiengängen auf und begann eine reine Selbständigkeit, in der ich die Reize selbst regulieren konnte. So erholte ich mich nach einem Jahr ungefähr vollständig und hatte seit dem nie wieder diese Art der Schwächeanfälle. Das war schon krass... also solltest Du zufällig begonnen haben Dich in irgend einer Weise zu desensibilisieren versuchen (sprich Hörsaal-Anwesenheit statt Fernuni oder so etwas in der Art wie es bei mir war, mit dem gleichzeitigen Versuch in einem Stadt-Restaurant zu bedienen, das ging gar nicht, riesige Halle, wie eine Wand, der Lärm dadrin mit Konzerten...): keine gute Idee ^^
25.10.17, 17:17:37
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Prometheus
(Autistische Entität )

Okay, in diese Richtung hab ich noch gar nicht gedacht. Allerdings war das keine Situation, wo ich bewusst Angst empfunden habe. Vielleicht war es auch der Stress von der Arbeit.
25.10.17, 17:20:06
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Prometheus
(Autistische Entität )

Ich weiß nur, dass ich bei einer Reizüberlastung und dem daraus resultierenden Stress immer richtig schlimm Ausschlag am Knie bekam.Ich hatte damals auch Medizin dagegen genommen, hat aber nicht geholfen. Das Problem hat sich schlussendlich von alleine gelöst.Was Stress alles auslösen kann im Körper...
25.10.17, 17:25:22
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feder
(Autistenbereich)

So wie ich das bei Panikattacken verstanden habe, empfindet man da nicht Angst in bestimmten Situationen, sondern der Körper reagiert so, als ob er Angst hätte. Tatsächliches Angstempfinden kann sekundär dazu kommen, indem man vor den erlebten Symptomen Angst bekommt.

Kurzum, der Körper reagiert wie in einer Ausnahmesituation, ohne dass subjektiv eine Ausnahmesituation erlebt würde. Ich hatte einen Arbeitskollegen, der mir das so erklärt hat, weil er darunter litt und plötzlich nicht mehr ansprechbar war. Wirklich auskennen tue ich mich nicht. Es erinnert mich nur an das, wie ich ihn in solchen Situationen erlebt habe.
25.10.17, 17:26:52
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Antares
(White Unicorn)

Hast Du denn das Gefühl, dass Dich auf Arbeit körperlich oder psychisch etwas stresst, dass Angst oder Überlastung auslösen könnte?

Bei Angst ist es ja so wie ich das beobachte, dass der Körper erstmal alles mobilisiert was er kann. Tritt nach dem Angst-Erlebnis dann Ruhe ein, fährt der Körper diese Überlebensmechanismen runter, also dann tritt so etwas wie Erschöpfung ein. Die Angst warnt i.d.R. vor "etwas" das man bewusst wahrnimmt, oder auch unbewusst und reagiert aber nur eine Weile, so lange wie "die Flucht/der Kampf/..." notwendig erscheint, also Gefahr angezeigt wird.

Angst immer wieder zehrt auch. Ich kenne auch Angst vor "etwas" das macht müde hinterher. Wenn ich Angst hatte, eine Situation löste, bin ich hinterher erschöpft, weil sich der Körper erholt von diesem Mechanismus. Wenn man sehr unbewusst lebt, laufen solche Prozesse an sich auch automatisch ab, also wäre es dann erst beim durch den Park laufen so, dass man überhaupt merkt! dass der Körper "etwas tut". Vielleicht tat er das dann schon den ganzen Tag? Zumindest habe ich das öfter von Menschen gehört, die Achtsamkeit nicht ins Leben als Weise integrieren und merke das bei mir selbst in Ansätzen auch, wenn ich Achtsamkeit bewusst oder unbewusst über eine Weile ausblende, weil ich das gerade möchte, oder es passiert.

25.10.17, 17:30:29
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Prometheus
(Autistische Entität )

Ich habe manchmal Stress mit gewissen Kollegen, aber das ist normal. Eigentlich ist es eher die Tatsache, das ich noch nicht sehr lange in dem Betrieb tätig bin und ich mich an die neue soziale Umgebung gewöhnen muss. Das geht nicht ohne Stress einher, schon als Kind mochte ich Schulwechsel nicht, obwohl es mehr als einen davon gab.
25.10.17, 17:52:07
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Antares
(White Unicorn)

Karoshi - Tod durch Überarbeiten

Das mit der Arbeit und dem Stress, ohne Grenzen, das führt bis zum Tode. In Japan wurde dieses Wort "geschaffen" da die Kultur dort wohl noch stärker diese Tendenzen aufweist wie hier. Aber somit wenn das weder:

- herkömmliche alltägliche Angst bei Gefahr (z.B. weil die neue Arbeit eine Gefahr enthält)
- Traumabedingte Angst vor allem Möglichen (z.B. weil dadurch die Wechsel immer Trigger enthalten)
- noch eine Überlastungsreaktion auf Reize darstellt
- oder auch einfach eine Herz/Adern-Geschichte durch falsche Ernährung/Rauchen/... was auch immer

bliebe noch das allgemeine Sammelsurium des Karoshi. Hier wird durch diesen ausgelösten Stress ein Herzinfarkt / Schlaganfall... eintreten, wenn man auf dem Weg zu sowas ist. Das bräuchte aber als Voraussetzung, dass man dazu neigt eigene Grenzen nicht wahrzunehmen und zu übergehen, sie regelrecht zu missachten, bewusst oder unbewusst. Da würde sich das Herz auch bemerkbar machen.

Was es jetzt davon ist kannst Du nur selbst wissen, aber der Karoshi fiel mir noch ein, bei der Beschreibung, dass die Arbeit die Ursache sein könnte. Wo Wechsel dazu ja noch eine Rolle spielen könnten, wäre z.B. eine Traumavorbelastung und diese typische soziale Angst vor Wechseln bei solchen sozial unsicheren Situationen. Kinder und Jugendliche zeigen das ganz extrem, das beobachte ich zumindest, wenn sie Traumabelastungen aufweisen, dass sie Wechsel hassen wie die Pest, nicht nur von einer Schule in eine andere oder Arbeit... sie entwickeln diese Trigger ja letztendlich überall.


25.10.17, 18:30:59
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RasCherie
(Nur rote Bereiche)

Prometheus, geh' doch mal zum Arzt!

Kann alles mögliche gewesen sein!

Gute Besserung!


LG
RasCherie
25.10.17, 23:42:23
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Kaleidoskop
(in einer Seifenblase zwischen den Welten (DIS & AS & ...)

Spontan fällt mir auch erst mal sowas wie eine Panikattacke ein. Ich darf einmal wegen Sehstörungen, die vermutlich Überlastung bedingt fahren in der Uni Klinik zu Untersuchungen. Für eine sollte ich Augentropfen bekommen. Das ist nichts ungewöhnliches, ich kenne das noch von früheren Untersuchungen. War ja regelmäßig an einer Uniklinik.
Kaum dass ich die Augentropfen im Auge hatte fing mein Herz plötzlich an zu rasen und ich hatte kalten Schweiß auf mir, mir war schwindlig und ich hatte das Gefühl kaum atmen zu können. Gottseidank hat die Frau, die die Untersuchung durchführte das auch gemerkt und gab mir ein Glas Wasser, dass sich in kleinen schlucken trinken sollte. Dann ging es auch wieder.

Ein anderes Mal war es tatsächlich wegen Reizüberflutung. Ich war in einem überfüllten und überhitzten Bus. Ich hab nur gemerkt, dass mir irgendwie komisch ist, aber da ich mich eigentlich nur alte Leute sage, wollte ich auch nicht von meinem Recht auf einen Sitzplatz Gebrauch machen. Kurze Zeit später fand ich mich auf dem Boden sitzend wieder. Was das war, weiß ich nicht.

Ich glaube, dieses japanische Ding werde ich irgendwann erleben. Ich gehe dauernd über meine Grenzen, ich weiß es, ich kriege es nicht in den Griff, weil ich mich so oder so schon wie eine Last für sämtliche Kollegen fühle und so weiter.
27.10.17, 16:10:33
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Prometheus
(Autistische Entität )

Danke für eure Antworten, ich habe tatsächlich unbewusst soetwas wie eine Panikattacke erlebt. Ich hatte keine bewusste Angst, aber mein Unterbewusstsein hat die Dinge, die ich in meiner Kindheit erlebt habe, nie verarbeitet. Ich kann mich an diese Bestimmte Zeit kaum erinnern, wascheinlich will ich das auch nicht. Ich habe keine richtigen Flashbacks, nur die häufigste Emotion meiner Jugend. Ich weiß nicht, ob das mit Autismus zusammenhängt. Ich kann mich vage an irgendeinen Artikel über Inklusion in Schulen erinnern, da stand was über Zusammenhänge zwischen Autismus und Mobbing drin. Ist euch soetwas damals auch passiert, wurdet ihr schon einmal Opfer von Mobbing und/oder sozialer Gewalt?
27.10.17, 20:50:20
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