Zephyr
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geändert von: Zephyr - 13.04.18, 05:41:50
Mache ich, aber es schadet nicht, mich nach 4-6 Wochen daran mal zu erinnern, da ich sehr lebendig bin und sehr aktiv und immer gerne das mache, was mir gerade in den Kopf kommt. Am Ende geht so manches, was ich machen wollte, unter, weil die Außenwelt allein schon bis zu 500 % meiner Energiereserven pro Tag verbrauchen kann und ich selbst wie gesagt sehr lebendig und aktiv bin. Ich habe zwar meine Interessenschwerpunkte (Technik, Pflanzen, Schreiben), aber anders als Asperger, bin ich nicht nachhaltig über sehr lange Zeit auf wenige Themengebiet fokusiert, sondern ich lasse mich generell von fast jedem erdenklichen Thema sehr begeistern. So bin ich mal 3-10 Wochen in einem Thema tief versunken, und nachfolgend in einem anderen Thema, welches mich sehr interessiert und begeistert. Durch diese Eigenschaft wurde ich bis heute sehr universell fähig und begabt, sowohl in der Praxis als auch der Theorie. Kein Spezialist in einem Thema, sondern ein Spezialist in einem großen Spektrum all jener Dinge, die mich bis heute je begeistern konnten.
Dies ist u.A. der Grund, warum ich dagegen bin, alle Autisten unter einen Begriff "Autismus-Spektrum" zusammenzufassen. Dabei geht einfach das Bewusstsein der Menschen darüber verloren, dass Autismus vielfältig ist, Autisten an für sich immer ganz eigene individuelle Persönlichkeiten haben. Am stärksten zeichnet sich dies in der Pathologie wieder, wenn eben eine Krankheit nicht mehr differenziert, sondern verallgemeinert behandelt wird. Obwohl Autismus keine Krankheit oder Störung ist, wird es dennoch so von NA behandelt. Wenn dabei nun die ohnehin schon sehr schlechte Differenzierung zwischen Erscheinungsformen von Autismus wegfällt, haben wir dann nur noch einen Einheitsbrei, welcher überhaupt nicht mehr irgendwie sinnvoll zwischen unterschiedlichen Charakterzügen von Autisten unterscheidet.
Ich bin beispielsweise nach dem ICD-10 einfach nur als atypischer Autist diagnostiziert worden, weil ich eben weder dem Bild eines Aspergers (stark ausgeprägte Stereotypen) entspreche, noch einem Kanner-Autisten (nicht sprechen können). Da ich mir die Tests bei der Diagnose im Kopf merkte, konnte ich diese z.T. im Internet recherchieren und nochmal selber zuhause am PC machen und selber mit den Auswertungsbogen auswerten. Bei einem Test wurde beispielsweise getestet, ob man HFA, Asperger, Kanner oder NA ist (es handelte sich dabei um einen Test aus den USA, wo eben HFA als Diagnose anerkannt ist). Nach der Auswertung durch mich selbst, war es ganz klar, dass ich eben HFA bin. Zuvor dachte ich immer, ich sei Asperger, aber während der Diagnose erkannte ich, dass ich kein Asperger bin.
Ob eine Diagnose durch von NA erstellte Test gut oder schlecht ist, sei dahin gestellt, trotzdem muss kritisiert werden, dass allein im ICD-10 schon nicht andere Formen, wie sich Autismus in Augen von NA zeigt, aufgeführt werden. Wenn man das Bild eines Schranks mit vielen kleinen Schubladen aufgreift, packt man bereits im ICD-10 einen halben Schrank in eine einzelne Schublade oder man packt viele kleine Schubladen in einen Schrank mit nur 3-4 großen Schubladen. Es wird nicht so weit differenziert, wie ich es als sehr wichtig in allen Dingen des Lebens erachte. Der DSM-V ist daher besser als der ICD-10 Katalog. Eben weil er auch HFA als Diagnose ermöglicht. Sprich Kanner beschreibt, die sich sehr gut entwickeln können, am Ende aber nicht Asperger sind.
Nun alles in ein Spektrum zusammenfassen zu wollen und nur noch nach Grad der Einschränkungen/Behinderungen durch die autismusunfreundliche Welt den Grad an Hilfemaßnahmen bestimmen zu wollen, ist für mich ein extremer Rückschritt, wenn es darum geht, Autisten entsprechend ihres Wesens und Charakters zu fördern und in die Welt soweit zu integrieren, dass sie so wie heute homosexuelle Menschen und Menschen mit gelähmten Gliedmaßen enthindert und entdiskrimiert werden.
Vom Spektrum zu sprechen ist nicht falsch, es ist nur falsch und irreführend, wenn man Individuen nur noch in so einem Spektrumdenken begegnet und behandelt. Und genau davor habe ich eben Angst und möchte diese mit meinen Mitteln so gut abwenden, wie ich es kann. Genauso wie ich es gar nicht mag, dass medial das Adjektiv "autistisch" immer wieder als diskriminierender und abwertender Begriff gegenüber bestimmte Menschen und/oder Gruppen verwendet wird, welche nicht der Denke jener Menschen/Gruppen folgen, die diese Begriffe benutzen. Selbst in meinem Freundeskreis wird der Begriff "autistisch" schon abwertend benutzt. Ich kläre meine Freunde dann darüber auf, dass es eben nicht "autistisch" ist, was sie mit "autistisch" denunzieren wollen. Es wird aber immer schwerer, je mehr sich dieses Denken in den Köpfen der Masse verbreitet, dass der Begriff "autistisch" Menschen beschreibe, die nicht nach der eigenen Meinung handeln. Es wird mehr und mehr zu einem Begriff, um andere Menschen zu beleidigen und zu diskreditieren.
Die öffentlich-rechtlichen Medien machen da genauso mit, und befeuern das ganze noch. Dies ist mit ein Grund, warum ich einen Kanal führen will, der eben solche und vergleichbare Dinge in den Medien aufgreift, kritisch analysiert und je nach Bedarf eben richtig stellt. Kritik bedeutet für mich aber genauso, dass ich jene Medien hervorhebe und lobe, die die Dinge neutral oder positiv richtig darstellen und somit für eine sachgemäße Aufklärung der Menschen beitragen. Kritik ist an für sich ja neutral - es gibt negative und positive Kritik, konstruktive und destruktive Kritik. Leider wird ebenso der Begriff "Kritik" immer öfter als negativ und destruktiv verstanden. Kritisch zu denken, die Dinge stets kritisch zu betrachten und zu hinterfragen, gilt immer mehr als Untugend.
All das mag zwar auf den ersten Blick sehr weit davon entfernt sein, wenn es um den Einsatz für Autisten und deren Akzeptanz in der Gesellschaft geht, aber es ist im Grunde genommen die Basis dafür, um überhaupt jene Akzeptanz für Autisten als gleichwertige Menschen innerhalb der Gesellschaft zu erreichen.
Wir müssen miteinander kommunizieren, anstatt uns gegenseitig zu bekriegen. Statt Toleranz, fordere ich viel mehr Akzeptanz - sich gegenseitig erst einmal so annehmen, wie ein jeder ist, und darauf aufbauend Wege finden, wie wir gut und friedlich miteinander leben können. Das wichtigste dabei ist mit einander zu reden. Nicht ignorieren, sondern reden, selbst wenn es schwer für einen ist. Nur so kann man zueinander finden.
Aber gut. Das sprengt das Thema. Es hat aber alles mit dem Thema zu tun. Beim Welt-Autismus-Tag geht es ja auch um Akzeptanz, oder nicht? Es geht darum, Wege zu finden, wie sowohl Autisten als auch Nicht-Autisten gut in einer gemeinsamen Gesellschaft leben können, oder nicht?
Wenn es darum geht, ist jede einzelne Meinung gefragt und muss und darf auch frei geäußert und debattiert werden. :)
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