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Thema: Autismus als Wahrnehmungsstörung (http://autismus.ra.unen.de/topic.php?id=2594)


Geschrieben von: Xerxes am: 05.01.09, 21:36:45
Hallo, Azrael,
Xerxes beschreibt einen Lernvorgang,
wie er zb im Sport stattfindet. Man übt so lange immer wieder, bis man die Bewegungen fließend beherrscht
(weil die Muskeln stärker geworden sind, die Nervenverknüpfungen fester, das Kleinhirn die Sache begriffen hat...)
und irgendwann macht einem die Sportart Spaß.
Dabei verbessert sich zb auch die Wahrnehmung des eigenen Körpers.
frohes neues Jahr,

genau so hab ich das gemeint, nur, dass das ergebnis nicht immer unbedingt spass machen muss.

@azrael

ich denke man kann nicht alles so lernen, manches geht eben einfach nicht, egal wie man sich anstrengt, das hat aber nichts mit autismus zu tun, jeder hat irgendwas, was er absolut nicht schafft.

zum Begriff Störung
ich habs inzwischen kapiert, ich werds nicht mehr sagen


Geschrieben von: haggard am: 05.01.09, 22:43:44
@Xerxes:
wenn du dich an deiner eigenen schlussfolgerung orientierst, welchen sinn siehst du dann zum beispiel in therapien für autisten? wenn zum beispiel grundlegende dinge wahrscheinlich doch mit autismus zu tun haben bzw. dazu führen, dass diese ansammlung von dingen mit autismus umschrieben werden?

und was bedeutet das für deine these?


Geschrieben von: drvaust am: 06.01.09, 01:09:50
Xerxes, was hältst Du von einer Änderung der Frage, z.B. 'Autismus durch andere Wahrnehmung'?

Der Begriff Störung ist normalerweise negativ gemeint. Etwas stört, die Veranstaltung wurde gestört, man wurde bei der Arbeit gestört, Verkehrsstörung usw..

Zitat:
die wahrnehmung ändert sich ständig, das ganze Leben lang ...
Das stimmt, so wie ich das sehe, nur halb. Die physische Wahrnehmung ändert sich nicht, wenn es zu keiner körperlichen Veränderung kommt. (Natürlich ändert sich z.B. das Sehen beim Erblinden.) Es ändert sich nur die psychische Wahrnehmung, aufgrund von Erkenntnissen und Training.
Autismus hängt mit der physische Wahrnehmung zusammen, die sich nicht ändert.

Ich finde den Ansatz mit der anderen Wahrnehmung gut. Aber das ist nur ein (wichtiger) Teil des Autismus. Dazu kommt, meiner Meinung nach, noch eine andere Verarbeitung (Logik, Multitasking u.ä.).


Geschrieben von: asrs am: 06.01.09, 10:37:43
@Xerxes
Hast Du dir das Thema selber ausgedacht oder ist es eine Vorgabe von eurem Lehrer?


Geschrieben von: Xerxes am: 07.01.09, 11:18:06
@ azrael
über therapien weiß ich nicht viel, aber ich glaube nicht, dass man autismus selber in therapien behandeln kann. Nur die art und weise mit der veränderten wahrnehmung (bzw. veränderter logik usw...) umzugehen. Und man kann dort die "anderen" kennen lernen, was denk ich für viele wichtig ist.

@drvaust
wenn euch das lieber ist, änder ich die frage ab, meint schlussendlich ja genau das gleiche, ist nur ein anderer ausdruck.
Hast du irgendwelche beispiele oder sowas zu veränderter logik usw.? Das wäre dann noch ein wichtiger Punkt für meine arbeit.

@asrs
das thema war meine eigene idee


Geschrieben von: Losy am: 07.01.09, 11:54:53
Zitat von Xerxes:
@ azrael
über therapien weiß ich nicht viel, aber ich glaube nicht, dass man autismus selber in therapien behandeln kann. Nur die art und weise mit der veränderten wahrnehmung (bzw. veränderter logik usw...) umzugehen. Und man kann dort die "anderen" kennen lernen, was denk ich für viele wichtig ist.

In einer verkehrten/anderen Welt könnte man eigentlich uns therapieren um die As zu verstehen.:) Scherz bei Seite: ich bin eigentlich die Meinung, dass es tatsächlich vom Vorteil für As und NAs wäre wenn es eine Stelle gäbe wo man auch lernt die NAs kennen, deren Emfindungen auch nachvollziehen. Das finde ich ja ein sehr gutes Thema.

Ich wage jetzt eine Vermutung zu äussern:
Ein Hindernis auf dem Weg zum NAs verstehen ist eine relativ intolerante Gesellschaft(es gibt natürlich Ausnahmen) die die As abstiesst und die Reaktion darauf ist "die haben kein Verständnis für mich, warum soll ich mich bemühen die zu verstehen." Ich bin mir überhaupt nicht sicher ob es so läuft oder ob "sich in der Lage eines Menschen nicht stellen zu können" teil von A ist. Wäre interessant und hilfreich dies festzustellen.

Dein Thema finde ich sehr interessant. LG


Geschrieben von: Losy am: 07.01.09, 11:59:34
Zitat von 55555:
[
Zitat von stimmgabel:
kennst du einen autisten ohne wahrnehmungsbesonderheiten?

Ich kenne keinen Menschen ohne. NA nehmen z.B. oft verwaschen und ungenau wahr.


O ja, gebe 55555 absolut Recht. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass mein Freund öfters einen besseren Urteil über bestimmte Situationen fällt , da er eine genauere Wahrnehmung der Realität hat und meine ist ziemlich stark von Emotionen/Impulsen beienflüsst. Das Ergebnis ist, dass wir uns entschieden haben die Zuständigkeiten anders zu verteilen, d.h. er übernimmt bei bestimmten Situation und lässt sich aber führen bei anderen.


Geschrieben von: Miezekatze am: 07.01.09, 14:20:49
Zitat von stimmgabel:
oder vielleicht gibt es einfach zwei verschiedene arten von wahrnehmungsbesonderheiten, die in der SI-schublade, die sich im therapieraum auswachsen, und die in der autismus-schublade, die eben von einer besonderen veranlagung herrühren und an denen nichts zu ändern ist?


diese frage finde ich interessant!
vielleicht ist es völlig sinnlos, dass ich mit meiner tochter zur ergotherapie gehe?

und ganz nebenbei möchte anmerken, dass ich manche dieser wahrnehmungsbesonderheiten schon als "störung" empfinde.
also ganz konkret:
die tatsache, dass meine wahrnehmung anders funktioniert, führt zB regelmäßig dazu, dass ich irgendwo anrenne, anstoße, stolpere - und das empfinde ich als störend. genauso stört es glaube ich auch meine tochter, dass sie so oft stürzt oder sich irgendwo stößt.

handelt es sich dabei um zwei getrennte aspekte?
autismus auf der einen seite und wahrnehmungsdefizit auf der anderen seite?
und ist dieses defizit therapierbar?


Geschrieben von: 55555 am: 07.01.09, 18:38:54
Man kann manchmal nicht die Vorteile ohne die so wahrgenommenen Nachteile bekommen. Jeder Mensch hat Schwächen.


Geschrieben von: haggard am: 07.01.09, 20:44:30
@Xerxes:
was genau meinst du mit " 'veränderter wahrnehmung' wie z.b. veränderte logik"?

entweder, etwas ist logisch und man ist fähig zu logischem denken und handeln, oder man ist es nicht. falls du das auf die wahrnehmung beziehst, wodurch von außen betrachtet für andere ein bild von autisten entsteht, als würden sie sich in "sämtlichen" bereichen merkwürdig/"gestört" verhalten, so hat dies meiner meinung nach nichts mit "logik" zu tun, so wie ich diesen begriff verstehe.

auch muss ich nicht lernen, wie ich mit meiner wahrnehmung umzugehen hätte. sie besteht schließlich von anfang an. wenn ich blind wäre, von anfang an, und "plötzlich" sehen könnte - dann müsste ich lernen, das, was ich sehe, mit meinen bisherigen sinnen in einklang zu bringen (falls derartiges überhaupt möglich wäre).

für mich sind die gedanken der menschen allgemein interessant. diesbezüglich ist das medium internet perfekt geeignet.

kannst du ein ausgeschmücktes beispiel angeben, wie du das meinst? denn ich glaube, dass ich dich nicht verstehe.


Geschrieben von: drvaust am: 07.01.09, 22:48:08
Zitat von drvaust:
Dazu kommt, meiner Meinung nach, noch eine andere Verarbeitung (Logik, Multitasking u.ä.).
Zitat von Xerxes:
@drvaust ...
Hast du irgendwelche beispiele oder sowas zu veränderter logik usw.? Das wäre dann noch ein wichtiger Punkt für meine arbeit.
Nicht veränderte, sondern andere Verarbeitung, z.B. bei Logik. Meiner Meinung nach ist die Logik von NA oft verzerrt.
Vereinfacht dargestellt, ein NA vermischt Logik mit sozialen Aspekten. Da ist etwas logisch eigentlich Richtiges, scheinbar falsch, weil 'Das kann man doch nicht machen.' o.ä.. Außerdem sind die verbalen Aussagen von NA oft ganz anders gemeint, weil begleitende nonverbale Aussagen, die Autisten schlecht erkennen können (da wären wir wieder bei Wahrnehmung), die Aussage anders darstellen. Ein Autist nimmt eine verbale Aussage, von seiner Natur her, exakt so wie sie gesagt wurde auf, und zieht daraus logische Schlüsse.
Das ist natürlich sehr vereinfacht, jeder Mensch ist anders und nicht alle NA sind NT.


Geschrieben von: Losy am: 07.01.09, 22:54:54
Ihr/wir haben unterschiedliche Definition von Logik?

Es stimmt, dass für NAs werden auch die soziale Apekte berücksichtigt. Genau diese Kombination wird als logisch verstanden. Ich glaube es wäre gut wenn man sich auf eine Definition einigen könnte.

Logik impliziert auch/meistens Handlungen nich nur "begleitende nonverbale Aussagen". Es ist oft unlogisch für mich wenn mein Freund auf einmal verschwindet(nicht da ihn Geräusche überfordern) sondern er wollte es einach so und Punkt. Keine logische Erklärung.

Die Definition ist wichtig hier.