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Thema: fragen eines interessierten zeitgenossen an autisten (http://autismus.ra.unen.de/topic.php?id=2969)


Geschrieben von: hallo. am: 21.05.09, 13:57:22
hallo,
ich habe dieses forum per zufall entdeckt und mich in den letzten stunden etwas eingelesen.

jedenfalls sind mir einige dinge im gedächtnis geblieben die mich als nicht-autisten etwas verwirren ( die frage einer userin hier was mit "süß" gemeint ist; die bemerkung eines users hier dass ihm wortspiele ganz und gar nicht gefallen; irgendwo anders steht das einige autisten häufig sarkastisch sein können etc.).

insofern hier meine fragen:

- welche floskeln / redewendungen/ bezeichnungen machen autisten denn nun probleme?
- wird die frage "wie gehts" als schwer zu beantworten empfunden?
- wie ist das mit dem humor? gibt es da unterschiede zu nicht autisten (ist humor ausgeprägter; weniger ausgeprägt; von anderer art bzw. lachen autisten gerne über witze, filme etc.)

- wie werden a priori nebulöse/symbol-beladene texte empfunden (poesie z.B.)?

- hören autisten gerne musik? was ist mit hip hop?


mein dank im vorraus für alle kommenden antworten


Geschrieben von: mor am: 21.05.09, 14:01:53
Hallo hallo,

Jeder hat seine Art von Humor und ich meine manche Sachen mit Ironie. Meistens sage bzw schreibe ich dazu, ob es ironisch gemeint ist.

Und zum Thema 'süß'. Nachspeisen sind süß. :D Aber sicher meinst du ein anderes 'süß', oder? So ein 'süß' was angesprochen wird wie 'och, ist die süß' usw. Meinst du das?


Geschrieben von: hallo. am: 21.05.09, 14:04:07
[Kettenbeiträge zusammengefasst. Siehe auch hier, mfg [55555]]

ja, in dem thread den ich gelesen habe wurde gefragt was (jetzt aus dem gedächtnis) du "süßer kleiner troll" nun bedeuten würde.


also hat jeder autist auch seine art von humor und gefallen daran?


Geschrieben von: Hyperakusis am: 21.05.09, 14:22:45
Zitat von hallo.:

- wird die frage "wie gehts" als schwer zu beantworten empfunden?

Nein als schwer zu beantworten nehme ich sie nicht wahr, sondern vielmehr kann ich es oft nicht glauben dass der eine oder andere wirklich daran interessiert ist wie es mir geht. Ich persönlich mag diese Frage nicht und antworte unabhängig davon wie es mir geht mit einem kurzem leicht genervten "gut". Ich habe irgendiwe das Gefühl dass die Leute eine ausführliche Beschreibung wie und warum es einem schlecht geht nicht wirklich hören möchten.

Zitat:
- wie ist das mit dem humor? gibt es da unterschiede zu nicht autisten (ist humor ausgeprägter; weniger ausgeprägt; von anderer art bzw. lachen autisten gerne über witze, filme etc.)

Ich würde schon sagen dass es Autisten gibt die Humor haben, der eine mehr der andere weniger, genauso wie bei Nichtautisten. Ich muss allerdings sagen dass ich über vieles nicht lachen kann was die Allgemeinheit so belustigt, ich kenne Autisten die mir das bestätigt haben.

Ich lache gerne allerdings sehr häufig dort wo andere nicht ans Lachen denken, Dinge die nicht zum Lachen gedacht sind. Ich habe mich immer darüber gewundert wenn viele Menschen in einem Raum sitzen und bei einem "Witz" im Chor lachen. Ich kann da meist nicht mitlachen. Ich mag Wortspielerein/Wortkreationen, Ironie und "Schwachsinn".

Zitat:
- hören autisten gerne musik? was ist mit hip hop?

Ich höre recht gerne Musik und das seit frühster Kindheit. Ich habe eine grosse Sammlung und ein breites Spektrum auch wenn es eher ältere Sachen sind. Hip Hop geht bei mir überhaupt nicht, mich nervt es, ich kann mich an diesen hektischen "Sprechgesang" einfach nicht gewöhnen ebensowenig an die Musik anfürsich. Ich bin kein Freund von Chartmusik, nehme nicht die Musik an die mir die Industrie vor die Füsse wirft sondern suche mri meine Musik selber aus.


Geschrieben von: haggard am: 21.05.09, 15:06:40
Zitat von hallo.:
- welche floskeln / redewendungen/ bezeichnungen machen autisten denn nun probleme?

allgemein verhält es sich eventuell bei jedem autisten anders.
redewendungen in einem satz wie "da brat' mir einer einen storch" oder ähnliches ist für mich sinnleer. ich verstehe sie so, wie sie geäußert wurden im sinne von "ich will, dass mir einer einen storch brät". heute ist es so, als ob jemand für den bereich der redewendungen worte einer mir unbekannten fremdsprache verwenden würde: ich übergehe sie einfach, wenn mir deren bedeutung nicht bekannt ist oder ich keine lust habe, die teilaussage eines satzes zu übersetzen, damit der komplette satz einen "vernünftigen" sinn ergibt. redewendungen in "normalen" sätzen, wirken sehr seltsam. insbesondere dann, wenn man sätze stück für stück "dechiffriert". meine gedanken bestehen aus farben und bildern, die so gesehen gar nichts mit sprache oder schrift gemeinsam haben. das muss irgendwie "in einklang" miteinander gebracht werden.

bemerkungen, die ironisch gemeint sind, verstehe ich in der regel nicht als ironie. so etwas wie "die krawatte steht ihm aber gut". das stürzt mich in generelles rätselraten. sind derartige bemerkungen an mich persönlich gerichtet, muss ich wissen, wie ich das zu verstehen habe. das problem ist, ich kann zwar ständig nachfragen, doch wird dann an meinem verstand gezweifelt, wonach die leute mitunter sehr direkt und auch sehr verletzend werden können - doch dann weiß ich auch, dass ich mich mit diesen personen nicht mehr beschäftigen werde.

auf "wie geht's" passiert es mir noch oft, dass ich detailliert schildere, wie es mir geht - sofern mir das in dem moment möglich ist. dabei ist das so wie im englischen, dass einfach ein "codewort" als erwiderung erwartet wird - wie "how do you do" - "how do you do". das nachteilige ist, wie ich finde, dass man mit seiner muttersprache aufgewachsen ist und alle anderen muttersprachler in dieser beziehung ein ihnen entsprechendes verständnis von kommunikation/sprache vorausgesetzt wird. dass das manchmal nicht so ist, erscheint vielleicht unvorstellbar. die meisten lernen eventuell unbewusst - wenige andere vielleicht eher sehr bewusst.

Zitat:
- wie ist das mit dem humor? gibt es da unterschiede zu nicht autisten (ist humor ausgeprägter; weniger ausgeprägt; von anderer art bzw. lachen autisten gerne über witze, filme etc.)

ob es unterschiede gibt, kann ich nicht beurteilen. mir wird lediglich häufig mitgeteilt, dass ich diesbezüglich abartig sei/einen abartigen geschmack besitzen würde.

Zitat:
- wie werden a priori nebulöse/symbol-beladene texte empfunden (poesie z.B.)?

in einer "normalen" unterhaltung ist das irreführend. wenn ich weiß, dass es sich um literatur einer bestimmten richtung handelt, kann ich mich gegebenenfalls darauf einstellen. selbst verwende ich zwar bildreiche beschreibungen, wenn ich das zulasse - weil ich in bildern denke und mir manchmal passende übersetzungen in "korrekte"/allgemeingültige worte fehlen, wenn andere jedoch nicht möglichst direkt kommunizieren können, ist es anstrengend herauszufinden, was überhaupt mitgeteilt wird.

Zitat:
- hören autisten gerne musik? was ist mit hip hop?

wie meinst du das genau? ist daran ein zeitliches ausmaß gebunden - wie eine minute täglich, vier stunden täglich, acht stunden täglich, 24 stunden...?
hip hop/rap verstehe ich zunächst nicht. um sprache als nicht-unkommunikatives-geräusch erkennen zu können, muss ich mich darauf konzentrieren. dabei hilft es mir, mich auf den mund einer sprechenden person und die daraus entweichenden laute zu konzentrieren. beim musik hören fällt das jedenfalls weg. hip hop/rap könnte auch staccatissimo mit irgendwelchen hölzern sein...


Geschrieben von: hallo. am: 21.05.09, 15:12:42
Zitat von azrael:

wie meinst du das genau? ist daran ein zeitliches ausmaß gebunden - wie eine minute täglich, vier stunden täglich, acht stunden täglich, 24 stunden...?


ich meinte die gefühlsintensität. also ob musik kalt lässt oder dann mit den fingern geschnippt wird...im grunde wollt ich wissen ob musik als angenehm empfunden wird.


Geschrieben von: haggard am: 21.05.09, 15:19:44
stimmungsabhängig kann musik als angenehm empfunden werden. man wird mich jedoch niemals dabei beobachten können, wie ich währenddessen mit fingern schnippen, fuß wippen, kopf wackeln etc. würde. so gesehen lässt mich musik kalt. trotzdem spiele ich klavier...


Geschrieben von: hallo. am: 21.05.09, 15:22:29
zusatzfrage

wenn ich diese fragen hier im echten leben vis a vis stellen würde, bekäme ich dann genau die gleichen antworten oder würde es zu gar keinem gespräch kommen(aus welchen gründen auch immer)?


Geschrieben von: haggard am: 21.05.09, 15:33:39
die antworten würden sehr kurz ausfallen. ja/nein.
kann aber auch sein, dass ich einfach schweigen würde.


Geschrieben von: mor am: 21.05.09, 15:44:45
Ich weiß nicht so richtig. Wenn ich dich nicht kennen würde und du mich auf der Straße plötzlich ansprechen würdest, würde ich dich sicherlich erst mal verwirrt oder komisch ansehen nach dem Motto 'Warum spricht der mich jetzt an' oder 'Warum quatscht (redet) mich der Fremde gerade an? Ich kenne ihn nicht'

Da kenne ich eine Geschichte dazu, die ich mal erlebt habe. Da spricht mal ein Mann an, fragt mich was und ich schweige, überlege, was ich sagen soll, ob ich was sagen soll, wusste nicht genau, was ich sagen soll oder davon halten soll und dann verschwindet der Mann und ich sehe noch, wie er den Kopf schüttelt.

Und ich frage mich, was das gerade war, was da gerade los war. :D Menschen gibt es, aber echt. Wissen überhaupt, was die wollen?


Geschrieben von: hallo. am: 21.05.09, 16:06:31
[Kettenbeiträge zusammengefasst, siehe früheren Kommentar im Threadverlauf, mfg [55555]]

ich meinte wenn wir uns z.b. im biergarten gegenübersitzen und ich mitkriege dass du autismus/asperger hast weil es deine begleitung erwähnt oder ein ähnlicher fall.
von jemand wildfremden auf der strasse ausgefragt werden wär glaub ich für so ziemlich jeden relativ befremdlich.

aber zu deiner geschichte...was hat der mann denn gefragt?


zusatzfrage:

tun sich autisten schwer mit lügen?(selber lügen und lügen erkennen)


Geschrieben von: mor am: 21.05.09, 16:12:26
Zitat von hallo.:

aber zu deiner geschichte...was hat der mann denn gefragt?
Weiß ich nicht mehr genau. Das war Jahre her.