Wenn Autisten nur akzeptiert werden, indem sie versuchen sich weitestgehend anzupassen, dann wird sich nie etwas ändern.
Ich denke, es fehlt an Toleranz.
Was ist das? Ich verstehe es so, dass es bedeutet, andere Menschen in ihrer Art zu akzeptieren, sie so anzunehmen (A wie NA) wie sie sind (wie drvaust schon schrieb: solange man anderen keinen Schaden zufügt). Wenn sich Menschen anderen zu sehr unterordnen, anpassen oder gar verbiegen, ist es noch ein weiter Weg zur Toleranz.
Arbeitswelt:
Wenn jemand in seinem Beruf etwas leistet, fachspezifisch etwas vorweisen kann, egal ob A oder NT, muss die Leistung gezählt werden. Nicht, ob diese Person auch einen normgerechten Eindruck hinterlässt (z.B. im richtigen Moment lächelt) und diese sich nicht "verbiegt", um den Job zu bekommen. Dies scheint wohl das Ziel vieler Therapien zu sein (vielleicht irre ich mich auch): "Wie können Autisten lernen, sich ihrer Umwelt anzupassen?"
Reichen gute Noten und Fachwissen nicht aus?
Scheinbar nicht.
Aber indem Autisten sich verstellen (finde ich gar nicht so einfach), leben sie in einer "Schein" Welt mit "Schein-freunden". Also alles ist gut, wenn du so tickst wie NA. Dies könnte ich nicht lange ertragen.
Hat jemand nichts zum Vorweisen, würde vor einem Sachbearbeiter eines Arbeitsamtes sitzen und sagen: "Ich kann nicht im Team arbeiten, nicht telefonieren und möchte möglichst keinen oder wenig Kundenkontakt", dann sollte dies respektiert werden. Ich weiß, so denken wir hier wohl alle - ist noch ein weiter Weg.
Privat:
Ich weiß, dass ich manchmal belächelt werde. Früher hat es mir nichts ausgemacht und ich hatte Freunde, aber irgendwie keinen Stolz.
Jetzt macht es mir etwas aus, wenn andere mich belächeln und ich wende mich von ihnen ab. Sind falsche Freunde, die mich nur akzeptieren, wenn ich wie im Chor mitlache – nein, die brauche ich jetzt nicht mehr.
Gehe mit einem guten Freund in ein Museum mit Gemälden. Lasse dir die Augen verbinden. Lasse dich zu einem Gemälde führen. Beschreibe das Bild. Wenn du richtig liegst, dann wirst du gestreichelt. Wenn du falsch liegst, bekommst du eine Ohrfeige. Wenn du nichts sagst, passiert nichts. Lasse dich vor 50 Gemälde stellen.
Finde ich gar nicht mal übertrieben. Als Kind und Jugendliche ist es mir so ergangen und die Ohrfeigen waren real.
Also habe ich gelernt, geübt und mir sehr viel Mühe gegeben.
Und die Worte meines Vaters klingen mir noch im Ohr: "Du darfst zwar alles denken, aber nicht alles sagen." Dabei muss er sich etwas gedacht haben.
Hab alles Mögliche mitgemacht und nachgemacht, wenig gesprochen und fühlte mich verdammt "falsch". Wußte nicht warum … dachte nur, wenn ich länger mit anderen Menschen in Kontakt bin, alles mitmache, dann wird es schon … hab versucht den Aufenthalt in einer Diskothek zu ertragen und fand mein soziales Leben höllenmäßig (trotz Freunde).
Jetzt brauche ich diese Freunde nicht mehr, die mich nur akzeptieren, wenn ich "richtig" ticke … ich fühle mich in dieser Hinsicht jetzt verdammt wohl.
Menschen nicht so zu akzeptieren, wie sie sind, finde ich untolerant (von A sowie NT). Leider sind NT in der Mehrheit. Passen sich aber Autisten überall an, wird sich nichts ändern. In dem Moment für den einzelnen Autisten in der bestimmten Situation schon, aber nicht insgesammt.
Heute habe ich den Eindruck, als ob ich mit verbundenen Augen vor geformten Skulpturen stehe, sie ertasten kann und deshalb öfter richtig liege. Wenn nicht, gibt es auch selten noch Ohrfeigen (sinnbildlich), sondern werde müde belächelt. Nach dem Motto: "Ach kleiner Coyote, du kannst ja nichts dafür." Ich mag das nicht und ziehe mich zurück, fühle mich dann aber auch gut.
Wenn mich jemand ausgrenzt, stört es mich nicht mehr so wie früher. Bin wohl selbstbewusster geworden.
Vor einigen Tagen fragte mich eine Kollegin: "Kommst du auch zur Weihnachtsfeier?"
Coyote: "Nein."
Kollegin: nickt – weiß zwar nicht, was das bedeuten sollte, aber war okay. Keine Überredensversuche, einfach so akzeptiert, das war okay. Vielleicht war sie auch froh über dieses "Nein", keine Ahnung.
Ich mache selten (nicht nie) etwas, um anderen zu gefallen.