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(Fettnäpfchendetektor)
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Abscheu scheint mir hier ein interessantes Thema zu sein. Ich habe zur Kenntnis genommen, daß es Autisten gibt, die es unangenehm finden, wenn etwas Sand, etc. in einem Haus auf dem Boden liegt. Bei anderen Autisten wiederum ist das zuhause der Fall und es stört sie nicht, warum auch, draußen schadet der Sand einem ja auch nicht. Das bewußtwerden der Wichtigkeit von Hygiene vor etwa 100 Jahren hat sich längst in einen teilweise weit übertriebenen Hygiene-Cargo-Kult verwandelt, der sogar teilweise selbst in seinen Folgen gesundheitlich schädlich ist. Wie kommt es dazu? Ich denke das ist wieder Sozialisation und nehme an, daß auch in rein autistischen Familien in irgendeiner Art derartige Abscheu berührende Werte vermittelt werden. Denn vor der hierzulande ziemlich erfolgreichen Einführung des Hygienegedankens waren die deutschen Städte meist pure Drecklöcher und dabei scheint es solche Abscheu ebensowenig gegeben haben wie beim Bauern, der in einem miefigen Kuhstall herumhantiert, was zeitgenössische Städter nicht selten erstmal umhaut.
Dies sind Meme, die mir ähnlich zu funktionieren scheinen wie religiöse Motive. Im Fall der Hygiene hatten sie vielleicht mal einen Sinn, verselbstständigten sich dann aber offenbar zu einem losgelösten Frömmigkeitskult, der mit der ursprünglichen Angelegenheit eigentlich nicht mehr so viel zu tun hat.
Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
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