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Trotzdem liest man in Elternberichten vor allem Gutes, etwa auf den Seiten der "Aktion Mensch", die seit 2014 das ABA-nahe Projekt "Bremer Frühfördertherapieprogramm Autismus" unterstützt. Dort lobten Eltern die ABA als Förderplan, Beratung und Erziehungshilfe. Sie erzählen, dass ihr Kind nun selbstständig durchs Leben gehe, sich waschen und anziehen könne. Betonen, dass sie kein dressiertes Kind daheim haben, sondern ein glückliches.
Dem entgegen steht die Kritik von ABA-Gegnern, viele von ihnen sind Autisten. Sie halten die Therapie für unethisch. Von Folter und Dressur ist in Online-Foren die Rede. "ABA beruht auf einer Konditionierung entgegen der natürlichen Veranlagung von Autisten, vergleichbar mit einer brutalen Art der Umerziehung von Linkshändern", heißt es etwa in einer Online-Petition der Enthinderungsselbsthilfe von 2013. [...]
"Verhaltenstherapie ist schon immer ein Teil der regulären Behandlung von Autismus", sagt Stefan Dzikowski, seit vier Jahrzehnten Psychologe und Sozialpädagoge am Autismus-Therapie-Zentrum Bremen. Gerade wenn es darum gehe, mit den Kindern Dinge zu üben, die ihnen helfen, den Alltag zu bewältigen, sei dieser Ansatz sinnvoll. Das sei wie beim Lesen und Schreiben lernen, da helfe vor allem Wiederholung.
"Wird in der Behandlung eines autistischen Menschen jedoch ausschließlich ABA oder Verhaltenstherapie angewandt, ist das unseriös. Die einseitige Vorgehensweise wird dem Facettenreichtum der Patienten und ihren Problemen nicht gerecht", betont er. Das sei so, als würde man bei jeglichen körperlichen Beschwerden immer nur Aspirin verabreichen.
Eine Behandlung müsse immer zum Ziel haben, die Entwicklung eines Kindes anzustoßen. Verhaltenstherapie allein, wie die ABA, könne das nicht.