Das war hier ja schon öfters Thema, falls jemand etwas Neutrales zur Rationalisierung der Praxis brauchen kann:
Zitat:
KarriereSPIEGEL: Frau Kahl, wann haben Ihre Kollegen bemerkt, dass Sie jeden Tag das Gleiche anziehen?
Kahl: Die erste Nachfrage kam etwa nach vier Wochen. Eine Kollegin wollte wissen, ob es mir gut gehe. Später habe ich erfahren, dass sie sich sogar dafür einsetzen wollte, dass ich eine Gehaltserhöhung kriege, damit ich mir neue Klamotten leisten kann. Das ist jetzt drei Jahre her.
KarriereSPIEGEL: Und Sie tragen immer noch die gleiche weiße Bluse und die gleiche schwarze Hose?
Kahl: Ganz genau. Ich habe 15 Blusen und sechs Hosen, alle identisch. Im Sommer ziehe ich manchmal einen schwarzen Rock an und im Winter einen Blazer drüber, aber das war's. Eine schwarze Schleife gehört noch dazu. Als ich damals meine Arbeitsuniform zusammengestellt habe, hatte ich das Gefühl, das irgendetwas fehlt, deshalb habe ich die Schleife ergänzt. Eine Hommage an meine Mutter, sie hat mir als Kind immer Schleifen ins Haar gebunden. Sie hat mich immer unterstützt, ohne sie wäre ich nicht da, wo ich heute bin.
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Kahl: Nur Vorteile. Ich habe mehr Zeit, mich auf die wirklich wichtigen Dinge zu konzentrieren. Wie viele Stunden ich sonst vor dem Kleiderschrank verbracht hätte! Meine Kollegen waren anfangs überrascht über meine Entscheidung, aber mein Argument, dass man so dem morgendlichen Stress der Kleiderwahl entgeht, können alle nachvollziehen. Letzte Woche gab es bei uns im Büro in Soho sogar einen "Dress like Matilda Day": Alle meine Kollegen haben sich einen Tag lang genau wie ich angezogen, das war eine tolle Erfahrung, für die ich sehr dankbar bin.
KarriereSPIEGEL: Gibt es denn schon Nachahmer im Büro?
Kahl: In meiner Firma noch nicht, aber ich bekomme jeden Tag haufenweise E-Mails von Männern und Frauen aus aller Welt, die sich an mir ein Beispiel nehmen. Es schreiben mir auch Menschen, die sich selbst schon für eine Arbeitsuniform entschieden haben und sich nun bestätigt fühlen, vor allem viele Frauen. Ich freue mich sehr, dass diese Entscheidung offenbar so viele Menschen berührt.
KarriereSPIEGEL: Und Sie haben sich in den vergangenen drei Jahren nie danach gesehnt, mal etwas anderes anzuziehen?
Kahl: Nein, keine Sekunde lang. Meine Entscheidung für eine Arbeitsuniform war eine solche Erleichterung und Befreiung, dass ich gar nicht mehr weiß, wie ich das früher gemacht habe.