Community zur Selbsthilfe und Diskussionsforum für alle weiteren Fragen des Lebens. Fettnapffreie Zone mit demokratisch legitimierten Moderationsregeln.
Von Autisten lernen heisst lieben lernen. Ehrlich, nüchtern, authentisch, verrufen, fair, sachorientiert: autistisch.
- Für neue Besucher und Forennutzer gibt es [hier] eine Anleitung inkl. Forenregeln. -

Tipp: Wenn https bei der Forennutzung Probleme macht: autismus-ra.unen.de; wenn https gewünscht wird: autismus.ra.unen.de
 
Autor Nachricht
Jana
(Autistenbereich)

Hallo, hab heute die Diagnose bekommen. Nach dem zweiten Termin, nach etlichen Fragebögen und einem Arzt-Therapeuten-Gespräch, das diese untereinander führten. Ich wäre aber nicht so schwer betroffen, wobei ich das so nicht sehen würde, denn wenn man nie die Stadt verlässt und immer alleine zu Hause ist und starke Ängste und Depressionen hat, dann ist das schon schwer genug. Im übrigen hat die Ärztin die Depros und Ängste nicht zu AS dazugezählt sondern als zusätzlich aufgepropfte Störung bezeichnet. Aber ich hab jetzt schon von so vielen gehört, dass sie Depros und Angst haben, dass es mir fast dazu gehörig erscheint.

Was ist denn nun eigentlich schweres AS? Das ist doch dann schon eher wieder frühkindlicher Autismus oder?

LG
Jana
04.04.07, 19:18:05
Link
[modmod]
(Globalmoderator)

Dies ist der erste Beitrag aus diesen Thread den ich aufgrund einer Auseinandersetzung zwischen zwei Usern verschoben habe.

mfg

Sheila
11.04.07, 10:39:34
Link
[modmod]
(Globalmoderator)

Ich kenne einige Leute die nach ihrer Autismus-Diagnose sich besser einschätzen lernen konnten und ihre Mankos sowie Ressourcen erstmal bewusst wahrnahmen. Diese konnten sie dann anschließend für ihren privaten und beruflichen Werdegang nutzen. So ähnlich geht es mir auch allerdings scheint dieser Prozeß bei mir noch nicht ganz abgeschlossen zu sein. Andere Personen wiederrum hängen sich nur an ihren negativen Seiten auf und an dem was sie nicht können weil sie ja "behindert" sind. Wie jeder weiß ist Autismus nicht heilbar aber *wir* haben gegenüber NTs einige Seiten die uns hervorheben. Ich möchte an der Stelle keine speziellen Eigenschaften nennen weil das jeder individuell beantworten müsste. Es wird immer was geben was ich nicht so gut kann wie ein NT und das wäre Menschen einschätzen oder Mimik lesen etc. aber was solls...
11.04.07, 11:44:10
Link
christian_k
(Autistenbereich)

Hallo Sheila,

das interessiert mich. Welche Dinge haben Menschen konkret auf Grund der Diagnose verändert? Wie haben sie Nutzen aus der Diagnose gezogen?


Leider findet man darüber wenig in Foren. Vielleicht interessieren sich Leute, denen das gut gelungen ist, gar nicht mehr für Autismusforen, so dass das dort vermittelte Bild stets etwas negativ gefärbt bleibt, jedoch würden mich "Erfolgsgeschichten" interessieren.

Über das "noch nicht ganz abgeschlossen" würde ich noch einmal nachdenken. Die Nutzung persönlicher Resourcen ist (ob mit oder ohne Autismus) ein lebenslnger Prozess.

Gruss
Christian
12.04.07, 11:44:04
Link
[modmod]
(Globalmoderator)

Hi Christian,

ich denke schon, dass Menschen mit Erfolgsgeschichten in AS-Foren vertreten sind. Nur werden leider oft die Misserfolge in solchen Foren verbreitet aber das verstehe ich ganz gut denn so ein Forum hat ja einen Selbsthilfezweck...Aber vllt würden Erfolgsgeschichten auch hier weiter helfen? So zum Mutmachen? Ich glaube ich mach mal einen Thread dazu auf auch mal in anderen Foren. Mal sehen was dabei rumkommt.

Persönlich sind mir welche bekannt die sich beruflich in ethlichen Branchen etablieren konnten. Die Erfolge dabei waren mäßig bis sehr gut. Aber vllt sollte man das nicht ausschließlich auf den Beruf beziehen sondern auch auf andere Bereiche.

12.04.07, 13:01:16
Link
Altpapier
(Autistenbereich)

geändert von: Altpapier - 17.04.07, 10:40:00

*Hallo, hab heute die Diagnose bekommen.*

Gratulation. Wenn man sie bewußt gesucht hat, ist das ein markantes Ereignis.

*Im übrigen hat die Ärztin die Depros und Ängste nicht zu AS dazugezählt sondern als zusätzlich aufgepropfte Störung bezeichnet.*

Das scheint mir korrekt zu sein, weil hier eine klare Trennung von Ursache und Wirkung möglich ist. Autismus beinhaltet keine Depressionen, die Probleme, die Autismus im Alltag bedeuten kann jedoch können Depressionen auslösen.

*Was ist denn nun eigentlich schweres AS? Das ist doch dann schon eher wieder frühkindlicher Autismus oder?*

AS ist laut Diagnosekriterien kein frühkindlicher Autismus. Das Autismusspektrum ist eine stufenlose Bandbreite verschiedener Ausprägungen. Genau läßt es sich vermutlich schwer festmachen welcher Mensch autistischer ist und welcher nicht. Diese Bewertung wäre in wesentlichen Teilen subjektiv und selektiv. Grob kann und muß man aber solche Einschätzung vornehmen um als Arzt entscheiden zu können, on die mehr oder weniger willkürlich definierte Grenze zur Normalität überschritten ist oder nicht.

Edit: Ich hatte nicht früher geantwortet, weil ich mir Urlaub genommen hatte.
17.04.07, 10:38:17
Link
Jana
(Autistenbereich)

Danke für die Erklärung.

Die Ängste und Depressionen habe ich aber schon seit der Kindheit. Bzw. die Ängste seit der Kindheit und die Depros seit der Teeniezeit.

Ich denke schon, dass es ein Teil der Symptomatik ist, da man aufgrund der Hypersensitivität was das Empfinden betrifft doch mehr Angst hat und mehr leidet. Ich denke nicht, dass man die Emotionen getrennt betrachten kann.

Ich habe der Ärztin übrigens noch einen Brief geschrieben, dass ich nicht leicht betroffen bin. Dass sie das auch nicht beurteilen kann weil sie mich nur zweimal gesehen hat. Nur weil ich einen intelligenten Eindruck mache und gut mit einem Arzt über meine Thematik kommunizieren kann bin ich nicht leicht betroffen. Mir sind Kannerautisten begegnet, die fröhlich durch die Gegend reisen, die Auto fahren und in einer Beziehung leben, all das kann ich nicht. Somit bin ich schwerer betroffen auch wenn man es mir auf den ersten Blick nicht anmerkt und ich mir die Kommunikation antrainieren konnte, weil Sprache mit zu meinen Spezialgebieten zählt.

LG
Jana
19.04.07, 14:31:27
Link
Jana
(Autistenbereich)

Zitat von christian_k:
Hallo Sheila,

das interessiert mich. Welche Dinge haben Menschen konkret auf Grund der Diagnose verändert? Wie haben sie Nutzen aus der Diagnose gezogen?

^^^^Konkret verändert hat sich, dass ich endlich mein ganzes Leben verstehen kann. Alles war darin passierte wird auf einmal klar. Der Nutzen ist, dass ich nicht mehr als faul oder sonderbar gelte sondern als autistisch und somit nicht als mieser Charakter, der nicht will sondern nicht so gut kann.

Leider findet man darüber wenig in Foren. Vielleicht interessieren sich Leute, denen das gut gelungen ist, gar nicht mehr für Autismusforen, so dass das dort vermittelte Bild stets etwas negativ gefärbt bleibt, jedoch würden mich "Erfolgsgeschichten" interessieren.

^^^^Vielleicht ist man nach der Diagnose nicht mehr so abhängig vom Feedback und nicht mehr so auf der Suche, sondern kann zur Ruhe kommen, muss lernen sich damit abzufinden und einen Weg zu finden mit dem man damit leben kann.

Über das "noch nicht ganz abgeschlossen" würde ich noch einmal nachdenken. Die Nutzung persönlicher Resourcen ist (ob mit oder ohne Autismus) ein lebenslnger Prozess.

^^^^^^^^^^Ja, es ist wichtig auch mal auf das zu schauen, was man gut kann und es zu nutzen und umzusetzen. Die Diagnose verhilft mir zu mehr Ruhe und Gelassenheit, weil ich nun verstehen kann, warum ich bin wie ich bin und warum ich die ganzen Probleme habe und welcher Genese sie sind. Jetzt will ich lernen einen für mich positiven Weg zu finden wie ich zufrieden und glücklich leben kann. Ohne mich dahingehend zu sehr verbiegen um zu sein wie die anderen. Nach meinem Können und Neigungen mein Leben einrichten. So dass ich gut damit leben kann. Die Diagnose ist so eine Art Alibi, sein zu dürfen wie man ist, ohne dass jemand sagt: Du bist verrückt oder geisteskrank, sondern "nur" autistisch.

LG
Jana



Gruss
Christian
19.04.07, 14:37:39
Link
Altpapier
(Autistenbereich)

Zitat von Jana:
Ich denke schon, dass es ein Teil der Symptomatik ist, da man aufgrund der Hypersensitivität was das Empfinden betrifft doch mehr Angst hat und mehr leidet.


Dann mußtest du theoretisch auch Herzprobleme zur Symptomatik von Übergewicht zählen. Es ist wohl Ansichtssache, ich finde jedoch die Sichtweise sauberer, daß man unterscheidet zwischen ursächlichen Besonderheiten und daraus folgenden Besonderheiten. Es ist meiner Ansicht nach schon alleine deshalb sinnvoll um zu verstehen, was der Kern der Angelegenheit ist und nicht fälschlich davon auszugehen, daß autistische Wahrnehmung automatisch mit Depressionen einhergeht.
19.04.07, 16:02:27
Link
arlette
(Autistenbereich)

Zitat von christian_k:
Welche Dinge haben Menschen konkret auf Grund der Diagnose verändert? Wie haben sie Nutzen aus der Diagnose gezogen?

mich hat die diagnose entspannt, weil ich gewisse meiner eigenarten der diagnose zuordnen und mich darüber mit betroffenen austauschen konnte. das hat einige meiner ängste bezüglich sozialer interaktion gesenkt, weil ich eine gelassenheit entwickeln konnte gegenüber meinen - aus NA-sicht so definierten - "defiziten".
21.04.07, 17:29:39
Link
Gehe zu:
Technische Rechte (vorbehaltlich seperater moderativer Einschränkungen):

Es ist dir nicht erlaubt, neue Beiträge zu schreiben.
Es ist dir nicht erlaubt, neue Themen zu erstellen.
Es ist dir nicht erlaubt, deine Beiträge zu bearbeiten.
Es ist dir nicht erlaubt, deine Beiträge zu löschen.


HTML Code ist AUS
Board Code ist AN
Smilies sind AN
Umfragen sind AN

Benutzer in diesem Thema
Es lesen 0 Gäste und folgende Benutzer dieses Thema:

Ähnliche Themen
Thema Antworten Hits Letzter Beitrag
Gehe zum ersten neuen Beitrag [Hausrecht] pro und contra diagnose
105 125250
07.10.10, 01:58:14
Gehe zum letzten Beitrag von [modmod]
Gehe zum ersten neuen Beitrag Neu hier
130 186106
28.08.09, 15:44:59
Gehe zum letzten Beitrag von [55555]
Gehe zum ersten neuen Beitrag Wertschätzung von Ängstlichkeit
108 157689
25.01.15, 17:08:55
Gehe zum letzten Beitrag von 55555
Archiv
Ausführzeit: 0.8629 sec. DB-Abfragen: 15
Powered by: phpMyForum 4.1.55 © Christoph Roeder