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uppsdaneben
(Autistenbereich)

Alexithymie oder Asperger-Syndrom. Wie können wir die Beiden unterscheiden?
09.08.07, 18:44:01
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Aldaris~Adun
(Autistenbereich)

geändert von: Aldaris~Adun - 09.08.07, 19:10:40

Müssen sie denn voneinander unterschieden werden?
Es sind zwei völlig unterschiedliche Besonderheiten, und die eine schliesst das andere nicht aus.

Alexithymie soll bei Aspergern im Vergleich mit der Gesamtbevölkerung ja häufiger auftreten, trotzdem muss ein Asperger nicht alexithym sein und ein alexithymer nicht autistisch...

Ich habe mich gedanklich schon häufig recht ausgiebig mit dem Thema befasst, gerade auch in Hinblick auf die 'Abtrennung' der beiden voneinander.
Ganz besonders vor meiner Diagnose.

Ich gehe fest davon aus, das ich rel. vollständig alexithym bin. Eine Diagnose dahingehend habe ich nicht, ich brauche sie auch nicht und werde sie mir nicht holen. Weil es für mich keinen Unterschied macht.

Die Ursachen dafür sehe ich bei mir persönlich vielleicht zum Teil darin, das ich eben als AS geboren bin und keine normalen 'emotionalen Verbindungen' auf- und wahrnehmen konnte in der Zeit, in der dies notwendig gewesen wäre...

Zum weitaus grösseren Teil aber in einigen Erlebnissen und 'Lebenssituationen' meiner Kindheit und früheren Jugendzeit.
Es gibt Situationen, die 'überlebt' man nur, wenn man emotional total abschaltet. Und so geschah es auch bei mir.
Und so blieb es danach auch. Es stört mich nicht, so bin ich halt.

Ich weiss, das es viele Asperger gibt, die 'innerlich' in der Hinsich völlig normal- emotional sind. Auf eine 'autarke' Weise, klar, aber eben mit ganz normalen Emotionen und Zuordnungen ausgestattet.

Mir fiel dies in AS- Foren durchaus auf, ist natürlich nur meine ganz subjektive Meinung.
Anfangs ging ich davon aus, andere AS müssten in Streitsituationen u.ä. in Foren ähnlich reagieren wie ich. Vollkommen ruhig, sachlich, eben ohne Emotionen in Diskussionen hineinzuinterpretieren etc.
Das war und ist aber nicht der Fall, das tun die meisten durchaus völlig normal, wie jeder andere auch (was keinerlei Urteil oder Wertung ist, sondern nur eine ganz neutrale feststellung meinerseits). Allerdings nicht alle.

Deshalb denke ich, das 'innerlich' die Abgrenzung zwischen AS und Alexithymie bzw. besser gesagt 'nur AS' und 'AS mit Alexithymie' einfach sein sollte.
Bei einem 'nur alexithymen' dürften wiederum die Probleme im Verständnis sozialer Interaktionen nicht in der gleichen Art bestehen, die Möglichkeit zur nonverbalen Kommunikation sollte normal gegeben sein und auch die körperlichen Besonderheiten wie z.B. schlechte Motorik sollten nicht typischerweise auftreten.

Das rein äusserlich abzutrennen könnte aber in der Tat etwas schwierig sein, zumindest wenn der Betroffene von aussen 'beurteilt' wird, aber selbst nichts dazu sagt oder aussagen will.

Alexithymie verschieden starker Ausprägung soll ja, nebenbei bemerkt, durchaus häufig vertreten sein. Ich erinnere eine Zahl in der Richtung von 20 % der Bevölkerung, weiss aber nicht mehr, ob das wirklich richtig ist...

Wenn ich mir so manche Menschen, mit denen ich häufiger verkehre, hauptsächlich beruflich, so anschaue, kann das durchaus stimmen.
Und die sind ganz deutlich erkennbar nicht autistisch... Aber trotzdem 'total unemotional' in verschiedenen Ausprägungsgraden.
09.08.07, 19:05:15
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Katz007
(stillgelegt)

Hm, nun ich glaube einer der wichtigsten Punkte ist tätsächlich das "von Geburt aus vorhandene", also Aspies haben denke ich als Kind schon größere Probleme mit Emotionen und auch mit Verständis von vielen sozialen Dingen, wie Aldaris~Adun auch schon sagte.

naja, natürlich ist das alles sehr flexibel mit den Diagnosen, glaube aber auch das Alexithymie keine solch gravierende Sache ist wie AS, und auch das es das sehr häufig gibt. Ach bla bla...

Wichtig scheint mir dieser Satz, der sicher auf beide Typen zutrifft: "Sie wissen, in welchen Situationen andere Menschen bestimmte Gefühle haben, was allerdings eine enorme Konzentration erfordert. Weil er ständig im Unterbewussten versucht, sich an die Umwelt anzupassen, steht der Alexithyme sozusagen unter Dauerstress."

Weil diese Konzentration auf Gefühle hilft sicher beiden Diagnosetypen. Naja, *offtopic on*: ich bin ja immer noch der Meinung das MPH auch für Aspies eine sinnvolle Behandlung wäre, gibt ein paar ganz wenige Kinder die ich indirekt kenne die auch als Aspie mit MPH behandelt werden.

Gruß Ralf
09.08.07, 19:38:38
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drvaust
(stillgelegt)

Ich sehe kein Problem, Alexithymie und Asperger-Syndrom zu unterscheiden, das sind verschiedene Sachen, die zusammen auftreten können. Alexithymie ist die Unfähigkeit, eigene Gefühle zu erkennen.
Mit Autismus ist es schwer, fremde Gefühle zu erkennen und zu verstehen. Aber eigene Gefühle sind dadurch grundsätzlich nicht beeinträchtigt. Es kann jedoch durch den häufigen Wiederspruch zwischen eigenen und fremden Gefühlen zu starkem Streß kommen. Dieser Streß kann reduziert werden, in dem man die eigenen Gefühle verdrängt, Alexithymie. Dann hat man nur noch Probleme mit fremden Gefühlen, keinen Wiederspruch zu den eigenen Gefühlen.
Ein Autist wirkt vielleicht häufig wie ein Alexithymist, weil er die eigenen Gefühle versteckt, um nicht unangenehm aufzufallen, oder keinen Grund sieht, eigene Gefühle zu zeigen.
Ich denke, daß ich keine Probleme mit Alexithymie habe, aber das kann man schlecht selber diagnostizieren. Viele Gefühle sind bei mir selten und schwach, besonders Stimmungen wie Freude und Trauer, dafür sind andere Gefühle stärker.
09.08.07, 22:10:14
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Katz007
(stillgelegt)

Also bei mir traf der Begriff Alexithymist jedenfalls irgendwann mal zu. Zur Zeit habe ich kein Problem das zu zeigen, die das Beispiel hier wohl gezeigt hatte. Nun, Dauerstress gibt es trotzdem oft, weil die Gefühlsausbrüche wenn dann recht heftig sind.

Wo ich mir absolut nicht sicher bin ist die Sache ob ich nun Gefühle von anderen besonders gut einschätzen kann oder überhaupt nicht...Keinen Plan, ich denke immer ich kann es besonders gut, aber trotzdem macht es mich sehr unsicher. Ist das bei euch auch so?

Das scheint auch sehr zu schwanken von Tagesform und Art des Gefühles.
09.08.07, 22:32:14
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Aldaris~Adun
(Autistenbereich)

Ich kann Gefühle von anderen überhaupt nicht einschätzen.
Ich kann versuchen, aufgrund gewisser Tatsachen gewisse Wahrscheinlichkeiten zu berechnen, aber selbst damit liege ich oft daneben, denke ich.

Deshalb lasse ich das lieber ganz sein, die Emotionen anderer Menschen sind für mich ein Buch mit 7 Siegeln, ein völliges Geheimnis, da kommt so gut wie gar nichts rüber, wenn man es mir nicht ins Gesicht sagt... Leider...

Das funktioniert bei mir wirklich nur über die verbale Schiene, und auch nur 'regelmäßig', denn ich 'verliere' es ansonsten schnell wieder.
09.08.07, 22:45:47
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drvaust
(stillgelegt)

Zitat von Katz007:
Wo ich mir absolut nicht sicher bin ist die Sache ob ich nun Gefühle von anderen besonders gut einschätzen kann oder überhaupt nicht... ... Ist das bei euch auch so?
Ich kann Menschen meistens gut einschätzen, aber nicht deren Gefühle. Vermutlich werde ich nicht durch Gefühle getäuscht, kann deshalb besser hinter die Maske sehen.
Wenn ich Jemand als sympatisch, freundlich und hilfsbereit einschätze, stimmt das meistens. traurig Jedoch nicht, wenn Dieser mal schlechte Laune hat, was ich aber nicht richtig erkenne.

09.08.07, 22:55:09
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Katz007
(stillgelegt)

Die Probleme mit Gefühlen/Emotionen mal aufgesplittert:

  • Zorn/Wut : Wenn jemand wütend ist erkenne ich das oft dann nicht wenn ich selbst gerade wütend bin. Wenn ich ruhig bin kann ich Wut dagegen sehr gut erkennen. Ich denke das ist schon fast normal so...? Allerdings tritt Wut doch noch recht häufig auf leider.
  • Traurigkeit/Kummer: : Hm, kenne ich nicht wirklich bzw. habe dieses Gefühl so gut wie nie. Ich erkenne Traurigkeit denke ich schon, aber eher im Extremfall, also wenn Tränen fließen oder so. Leider macht mich das Gefühl Traurigkeit oft wütend. Wahrscheinlich weil ich es nicht verstehe.
  • Freude/Extase: Naja, ich glaube das Gefühl kenne ich, vielleicht nicht ganz so oft vorhanden als bei Anderenen aber wenn dann extremer.
  • Furcht/Panik: Hatte früher recht häufig Probleme damit, zur Zeit eher selten bis gar nicht. Wobei Panik kurzfristig aufkommen kann, ich aber von Furcht unterscheide. Naja, eigentlich fehlen mir schon ein paar Schutzmechanismen glaube ich oft.
  • Akzeptanz/Vertrauen: Naja, fällt mir schwer. Obwohl ich steif behaupte das meine Akteptanz wesentlich größer ist als mein Vertrauen.
  • Ekel/Abscheu: Hm, keinen Plan ob es da ne Norm gibt.
  • Überraschung/Erstaunen: Sehr selten irgendwie. Deshalb mag' ich z.B. den Film "From Dusk Till Dawn".
  • Neugierde/Erwartung: Recht hoch glaube ich. Leider wird meine Erwartungshaltung selten erfüllt, weder von mir selbst, noch von anderen.


Wo ich mir weniger sicher bin ist ob ich viele Gefühle einfach von meinem Umfeld kopiere.

Bin mal gespannt ob/was ihr dazu schreibt.

Gruß Ralf
09.08.07, 23:23:17
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uppsdaneben
(Autistenbereich)

Zitat von Aldaris~Adun:
Müssen sie denn voneinander unterschieden werden?


Ja. AS ist unheilbar, Alexithymie dagegen schon. Das ist ein sehr großer Unterschied. Würde es dir nicht Spaß machen, ganz normal unter Menschen zu leben und nicht anzuecken?

Zitat:
Es sind zwei völlig unterschiedliche Besonderheiten, und die eine schliesst das andere nicht aus.


Korrekt. Ich gehe sogar davon aus, dass AS ein hervorragender Nährboden für Alexithymie ist, da das Erlernen von Gefühlen gleich nach der Geburt erheblich erschwert ist.

Die Frage, die sich dabei stellt, ist: Welche Symptome bei AS sind wirklich AS-typisch, wenn Alexithymie eine vielleicht häufige Folge ist?
10.08.07, 00:00:20
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drvaust
(stillgelegt)

Zitat von uppsdaneben:
Ich gehe sogar davon aus, dass AS ein hervorragender Nährboden für Alexithymie ist, da das Erlernen von Gefühlen gleich nach der Geburt erheblich erschwert ist.
Sind Gefühle erlernbar? Bei mir kommen die Gefühle aus mir, sind keine erlernten Fähigkeiten.
Ich habe Angst, weil ich Etwas als Gefahr empfinde. Die Angst habe ich nicht erlernt, Angst kannte ich von Geburt an. Gelernt habe ich nur, was gefährlich ist und was nicht.
Ich bin wüten, weil mich etwas sehr ärgert. Wie könnte man Wut lernen?
Ich bin zufrieden, wenn es mir gut geht. Auch als Baby war ich zufrieden, wenn es mir gut ging.
Ich lasse mir meine Gefühle nicht von der Umwelt vorschreiben. Ich habe gelernt, notfalls Gefühle vorzutäuschen, um keinen Ärger zu bekommen. Aber das sind keine Gefühle. Ich kann notfalls Freude vortäuschen, bin dabei aber wütend und finde das zum Kotzen, weil ich zum Heucheln gezwungen wurde (oder bin verzweifelt, weil ich die Freude nicht empfinden kann).
10.08.07, 01:27:01
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Aldaris~Adun
(Autistenbereich)

geändert von: Aldaris~Adun - 10.08.07, 06:37:03

Zitat:
Ja. AS ist unheilbar, Alexithymie dagegen schon. Das ist ein sehr großer Unterschied. Würde es dir nicht Spaß machen, ganz normal unter Menschen zu leben und nicht anzuecken?


So wie ich eben 'bin'? Nein, ich bin eher froh, der "Zwangssozialität" vor knapp einem Jahr entkommen zu sein, die sich über meinen Lebensgefährten bzw. dessen Freundeskreis, der nicht der meine war, einstellte.

Ich könnte mir auch beim besten Willen nicht vorstellen, plötzlich 'normal' zu fühlen. Ich fühle die allermeiste Zeit eher gar nichts, und die Vorstellung, ständig irgendeine Emotion in mir zu tragen... Ich denke das würde mich völlig überfordern, zum Daueroverload. Dazu ist es einfach schon zu lange so, ich möchte es gern so belassen wie es ist ;).

In dem Bericht den ich über Alexithymie sah hiess es, sie sei nur auf ähnliche Art und Weise "heilbar" wie AS.
Über das sachliche Erlernen von emotionalen Reaktionen... Aktion-Reaktion...
Ohne sich dabei 'innerlich' plötzlich wieder zu ändern... Einfach ein aufgesetztes Erlerntes Verhalten zur korrekten Reaktion in bestimmten Situationen.

Und das brauche ich nicht... 'Erlernt richtig reagieren' kann ich auch von alleine, bis auf wenige Ausnahmen wie trösten, mit-trauern und derlei.
10.08.07, 06:34:27
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Katz007
(stillgelegt)

Um welchen Bericht ging es hier eigentlich?

Also den den ich gesehen habe ist völlig anders als ich mir das vorstellte. Alexithymetiker haben Probleme mit Erinnereungen, Aspies eher weniger denke ich... freuen
10.08.07, 13:46:20
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