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Autor Nachricht
Cadfael
(Autistenbereich)

Hallöli,

dieser Ausspruch ist wirklich der Hammer!

Ich habe Frau Roth eben eine E-Mail geschrieben.

Eine Entschuligung soll sie von mir aus abgeben. Ich habe sie gebeten, sich als "selbst auferlegte Strafe" den Film Snow Cake anzusehen, der bald in unsere Kinos kommt. Da geht es zwar um eine Kanner Autistin, aber vielleicht wird sie danach nie wieder so etwas dummes sagen.

Gruß
Andreas
30.09.06, 00:45:26
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Cadfael
(Autistenbereich)

Hallöli,
nachdem ich auch Entgleisungen gegenüber Autisten auf der Website der Bundespartei "Die Grünen" und weiterer Grüner Abgeordneter gefunden habe, habe ih sowohl der Bundespartei, als auch der WDR Redaktion "Monitor" eine E-Mail geschrieben. Mal gespannt, ob irgend ein Echo kommt ...

Gruß
Andreas
30.09.06, 11:14:15
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Wursthans
(stillgelegt)

Wenn du mal Muße hast liste diese weiteren Funde ruhig mal hier auf, dann muß nicht jeder selbst suchen. freuen

[Auf eigenen Wunsch deaktiviert und anonymisiert, mfg [55555]]
30.09.06, 12:00:20
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bellaria
(Angehörigenbereich)

geändert von: bellaria - 30.09.06, 12:38:35

Ich habe in einem anderen Autismus-Forum auch einen Artikel gefunden, der mich nachdenklich stimmt:

Zitat Günter Paal alias Gunkel:
Zitat:
„Als ich das erste Mal von Autismus gehört habe, hab ich mir gedacht: He, das ist doch eine Perspektive. Es gibt da dieses Aspergersyndrom. Das ist sozusagen Autismus light. Da ist ein Symptom von der Krankheit, dass man mit der Krankheit eigentlich ganz gut leben kann. Wie wenn ein Eskimo eine Kamelhaar-Allergie hat. Das stört den auch nicht. Und das Asperger-Syndrom – also ich glaub, da bin ich dabei. Da hab ich eine Clubkarte“.


Volltext des Interviews:
DiePresse

Ich kenne den betreffenden Kabarettisten und weiß, dass er ein kluger und differenzierter Mensch ist und das sicher nicht böde gemeint hat. Ich halte ihn selbst für einen netten Freak, aber keinen Aspie.

Ich werde ihm eine Mail schicken und darin zum Ausdruck bringen, dass auch positiv besetzte falsche Stereotype über Autismus schaden. Und dass das Beispiel mit den Kamelen und den Eskimos eine Behinderung verharmlost und ich dies angesichts der Probleme mancher Leute mit Autismus unangebracht finde. Und ihn fragen, ob er eine Diagnose hat und dies ein Outing sein sollte oder nur eine weitere Satire.
30.09.06, 12:37:16
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FrauFachmann
(stillgelegt)

Hallo Bellaria!

Ich habe auch schon über ihn gelesen und es wundert mich nicht, wenn er sich tatsächlich für einen Aspie halten würde. Hast Du Dir mal die Unmengen wissenschaftlicher Links auf seiner Seite angesehen? Dann diese vielen Assoziationen die ihm durch den Kopf schwirren. Auch die Zeichnungen. Dann denke an Temple Grandin. Die Frau hat die ersten Jahre ihres Lebens überhaupt nicht gesprochen und hat es mit viel Mühe, Hilfe und auch Selbstdiziplin geschafft heute an der Uni Vorträge zu halten, die als besonders humorvoll bekannt sind. In dem von mir verlinkten Interview zeigt sich, dass sie einen ziemlich schrägen Sinn für Scherze hat.
Aus meinem Umfeld ist mir auch ein Satiriker bekannt, der ein Aspie sein könnte. Er geht niemal aus und hat ein umfangreichstes Wissen über Egalwas, eindeutig ein Savant.
Vielleicht muss man das auch sein, um wirklich GUTE Satire zu machen. Gute Satire greift Misstände auf und interpretiert sie so, dass man ihnen etwas Absurdes abgewinnen kann, was unweigerlich komisch wird. Gerade um ein guter Satiriker zu sein, muss man ein sehr gebildeter Mensch sein, sonst ist und bleibt man nur ein Comedien, ein Pointenklopper!
Da ich mich eindeutig zu den Aspgergern dazurechne muss ich an der Stelle sagen, dass ich STOLZ bin, dass Menschen wie Gunkel und Grandin sich zu den Autisten zählen/gezählt werden. Sie zeigen, dass Autisten keine lebenunfähigen Trottel sind, sondern ganz ulkige und schlaue Menschen, die vielleicht nicht jeder versteht, die aber eindeutig was in der Birne haben, ja sogar wirklich höchstintelligent sind!

M.E. wird Zapfsäule hier aufgrund seines eher schelmenhaften Verhaltens ein wenig missverstanden. Seine Beiträge sind nicht sooooo albern, wenn man mal zwischen den Zeilen liest.
30.09.06, 13:11:58
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bellaria
(Angehörigenbereich)

Und Du findest den Vergleich mit dem Eskimo und den Kamelen nicht unpassend und verharmlosend? Also mich (als Partnerin eines Aspies) hat das geärgert.

Ich kenne Günter Paal persönlich. Wenn überhaupt, dann isser maximal eine Asperger-Persönlichkeit. Aber ich bin gerne bereit, auch hier einen Irrtum zuzugeben, wenn er mir eine medizinische Diagnose zeigt.

Ich interessiere mich auch für Wissenschaft und habe tausende Ideen, die andere skurril finden. Und einen sehr schrägen Humor. Das macht mich noch nicht zum Aspie.
30.09.06, 13:18:34
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bellaria
(Angehörigenbereich)

Herr Paal (Gunkl) hat - nach nochmaligem Nachfragen - auf meine Mail geantwortet wie folgt:

Sehr geehrte Frau B.,

zunächst einmal muß ich mich dafür entschuldigen, daß ich nicht auf Ihr erstes Mail geantwortet habe, aber ich habe mir neulich einfach einmal eine Woche lang mailfrei genommen. Ich wollte keineswegs Asperger-Autisten als Simulanten denunzieren, oder schweren Fällen eine Behinderung absprechen. Der Vergleich mit dem Eskimo zielt darauf ab, daß, wer kein oder nur ein sehr schwach ausgeprägtes Sensorium fürs Miteinander hat, dementsprechend auch keinen Mangel verspürt, wenn er - ebenso dementsprechend - alleine ist.
Es gibt im Internet einen Test (von dem ich allerdings nicht weiß, wie sehr der von allen damit befaßten Menschen aprobiert ist) http://www.psychotherapiepraxis.at/a_survey.phtml Diesen Test habe ich gemacht, weil ich mich mit meinem offensiven Desinteresse an Kontakt mit Mitmenschen grundsätzlich in der Nähe dieses Persönlichkeitstypus ansiedle. Und das Ergebnis war so, daß ich zwar nicht mit Höchstpunktezahl, aber doch eindeutig dabei bin. Vor diesem Hintergrund habe ich mir gestattet, anzumerken, daß, wenn man schon eine Verscherung im Gemüt hat, es doch sicher sehr praktisch ist, wenn die eben darin besteht, daß man mit Menschen nicht in engeren Kontakt treten kann, und es halt auch gleich gar nicht will.
Wenigstens an mir beobachte ich, daß mich Dinge wesentlich mehr interessieren als Menschen, ich lieber alleine bin als in Gesellschaft und wenn mich an Menschen etwas interessiert, dann ist das eigentlich nur ihre Funktionsweise. Ich bin tatsächlich lieber beim Zahnarzt als auf einem Fest; beim Zahnarzt weiß ich nämlich, wie lange es dauert, und wofür es gut ist. In einer Gruppe fühle ich mich schon einmal unwohl. Wenn es ausgewiesene Aufgaben, Ziele und Motive gibt, kann ich in einer Gruppe durchaus agieren. Wenn aber nur das Sein der Gruppe, daß man halt nicht alleine ist, das - noch dazu verheimlichte - Spielziel ist, kann ich darin nur noch als Beobachter der Funktionsweisen menschlicher Verhaltensmuster sein, aber sicher nicht als Mitglied. Das ist so einmal ein kurzer Abriß dessen, wie es mir als Lieber-nicht-Mitmensch so geht. Ich suche nicht das, was ich nicht haben kann. Und damit kann ich als - laut diesem Test - Aspergerpatient prima leben.
Übrigens habe ich jüngst auf eben dieses Interview folgendes Mail zugesandt bekommen.


Hallo!

Ich wollte Ihnen kurz schreiben, weil ich einen Artikel über sie gelesen habe, indem sie - wie sie schrieben - erwähnten eine Club-Karte für den Aspgerger-Autismus zu haben!
Ich habe darüber sehr lachen müssen und denke, dass das schon gut sein kann. Es gibt eine sehr lustige Asperger-Autistin Temple Grandin heisst die.
Ich finde auch, ihr sprachliches Geschick zeigt klassische asperger-autistische Züge!
Ich freue mich, dass sie sich für einen "Aspie" halten, denn das zeigt uns Aspergern doch, dass man auch Spaß haben und das Leben mit viel Humor meistern kann!
Ich wünschte viele von uns würden sich nicht auf dem Stigma "Behinderung" ausruhen, sondern auch mehr lachen und Spaß haben!
Autisten haben nämlich den unschönen Ruf eher humorlos zu sein. Ich finde es gut, wenn sie da mal ein anderes Bild zeigen!

Ganz herliche Grüße und alles alles Gute!



Ich hoffe, ich konnte meinen Standpunkt soweit klarstellen, und Sie können meine Aussagen somit in diesem Lichte eher verdauen.

Mit den besten Grüßen

Gunkl
__________________
09.10.06, 12:33:56
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bellaria
(Angehörigenbereich)

Ich habe das Zitat von Herrn Paal (Gunkl) auch an die österreichische Autistenhilfe weitergeleitet. Die haben sich heute bei mir telefonisch gemeldet, waren genauso angepisst wie ich von diesem Eskimo-Vergleich und haben meine Erlaubnis eingeholt, meine Mail an den ORF zur Antidiskriminierungs-Beauftragten weiterzuleiten. Dafür ist also staatlicher Rundfunk/Fernsehen doch gut zz-zwinkern
Mal sehen, ob und wie das weitergeht...
09.10.06, 12:46:33
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Lisa M.
(Standard)

geändert von: Lisa M. - 09.10.06, 13:58:22

Sorry, aber ich finde das alles völlig skurril. Erstmal sind wir nicht dafür da, Leuten eine Selbstdiagnose abzusprechen oder sie zu bestätigen. Das macht der Arzt. Zweitens:

Zitat:
Der Vergleich mit dem Eskimo zielt darauf ab, daß, wer kein oder nur ein sehr schwach ausgeprägtes Sensorium fürs Miteinander hat, dementsprechend auch keinen Mangel verspürt, wenn er - ebenso dementsprechend - alleine ist.


Wo ist dann dieser Vergleich mit der Kamelhaar-Allergie bei einem Eskimo ein Problem? Wieso darf man das so nicht sagen oder schreiben, wenn es einem nunmal so geht?

Ich möchte das doch mal klar unterscheiden: Das eine ist, dass es unter Politikern anscheinend immer beliebter wird, "Autist" oder "Autismus" als Schimpfwort zu gebrauchen. Dass das diskriminierend ist, darüber sind wir uns einig. Und die Behindertenbeauftragten würden Kopf stehen, wenn unsere Politiker sich gegenseitig als "Mongos" beschimpfen würden.

Und das andere ist, dass jemand in einem öffentlichen Interview sagt, dass er sich für einen Aspie hält, aber ganz gut damit leben kann. Ich glaube, die Schwierigkeit ist, dass man das nicht verallgemeinern sollte. Sehr viele Aspies haben eher einen Haufen Probleme im Leben und kommen gar nicht so toll klar. Aber es soll auch welche geben, die irgendwo ihre Nische gefunden haben und ganz zufrieden mit sich und ihrem Leben sind. Ich finde es gut, dass es das geben soll, weil das macht mir Hoffnung, dass auch andere das schaffen, womöglich sogar ich selbst.

Sämtliche Angaben erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen, im Bemühen um Logik, Nachprüfbarkeit und Einhaltung der kulturell bedingten Realitätsvereinbarung.
09.10.06, 13:33:19
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bellaria
(Angehörigenbereich)

Zitat von Lisa M.:
Erstmal sind wir nicht dafür da, Leuten eine Selbstdiagnose abzusprechen oder sie zu bestätigen. Das macht der Arzt.


100% Zustimmung. Wo steht was anderes?

Zitat von Lisa M.:

Und das andere ist, dass jemand in einem öffentlichen Interview sagt, dass er sich für einen Aspie hält, aber ganz gut damit leben kann. Ich glaube, die Schwierigkeit ist, dass man das nicht verallgemeinern sollte.


Genau darum ist es mir ja gegangen! Herr Paal hat gesagt, dass Asperger-Syndrom haben bedeutet, dass man keinen Kontakt mit anderen will und daher nicht darunter leidet, wenn man ihn nicht hat. Das ist verallgemeinernd und außerdem inhaltlich falsch.

Wenn Asperger-Syndrom haben heißt, dass man ein Eskimo mit Kamelhaarallergie ist und einem das daher egal sein kann: Wo ist dieser paradiesische Nordpol für Aspies? Und falls es sowas gibt: Sollen sich alle Aspies einfach dorthin verziehen und gut isses? Und mit einer Behinderung geboren zu werden ist nichts anderes als einem Club beizutreten und wenn man mal keine Lust mehr hat, ein Eskimo zu sein, tritt man halt wieder aus?!

Es wundert mich sehr, dass gerade Dir die sozial-politische Dimension dieser Aussage nicht klar ist.

Zusätzlich unappetitlich finde ich den Aspekt, dass es sich bei diesem Interview um Werbung für sein neues Programm handelt.
09.10.06, 14:05:53
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Warhead
(Standard)

Interessant,das soll wohl implizieren das ich meine Kamelhaarallergie respektive mein Aspergerdasein offensiv geniessen soll. rrr
09.10.06, 14:16:40
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bellaria
(Angehörigenbereich)

Zitat von Warhead:
Interessant,das soll wohl implizieren das ich meine Kamelhaarallergie respektive mein Aspergerdasein offensiv geniessen soll. rrr


Genau. Ab auf den Nordpol und alles wird gut lachen
09.10.06, 14:21:39
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