Forum für

Autisten und interessierte Zeitgenossen

Wir habt ihr die grenzöffnung erlebt?

Ich lag krank im bett und hatte deshalb noch spät abends die glotze an...und hab meinen augen nicht getraut.

Für mich war das was ganz besonderes! ich hab ein paar kilometer von der zonengrenze entfernt meine schulzeit verbracht und konnte von meinem kinderzimmerfenster bei guter sicht den brocken sehn.
Durch einen luftballonwettbewerb hab ich eine brieffreundin in der "DDR" gefunden.
Der ballon flog tatsächlich unbeschadet über die bestbewachteste grenze der welt und das mädchen und ihr vater fanden ihn beim pilzesuchen.
Da war ich 9 jahre.
Ich hatte 5 jaher später die gelegenheit sie einen tag zu besuchen und später so mit 17/18 sind wir oft durch die gegend gefahren und immer wieder an der grenze gelandet.
Die hat schon ganz schön unser leben im harz beeinflusst und für uns war es unvorstellbar, dass die irgendwann mal aufgeht...auf die idee wären wir nie gekommen. ich glaubte immer die würde mein leben lang so dicht bleiben.

Da lag ich nun und hab im fernsehen die leute gesehn, wie sie mit ihren trabis über die grenze fuhren....

das war einer meiner tiefsten emotionellen erlebnisse meines lebens - hatte ich mir das doch immer gewünscht!

Und nun, wo es realität wurde war ich hunderte kilometer entfernt, weil ich inzwischenan an die belgische grenze gezogen war.
Ich wär sooo gerne dabei gewesen und alle mitempfangen, die in dieser nacht zum erstenmal in ihrem leben dahin durften, was für sie immer verboten und (fast) unerreichbar war.

Einfach so rüberlatschen über diese grenze, die soviel leid über so viele menschen gebracht hat in ost UND west...

Habt ihr auch geschichten oder erlebnisse zu diesem thema?

Da bin ich mal wieder ganz deiner Meinung.


Meine Mutter ist, als sie 18 Jahre alt war, das war 1956, mit einer älteren Freundin über Berlin abgehauen. Zum Glück.

Meine Kindheit war daher sehr von ihren Geschichten und der meiner Oma geprägt. Meine Oma kam ein mal im Jahr im Sommer und brachte uns "Bambina" Schokolade mit - einfach lecker -

Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass meine Cousine und mein Cousin eingesperrt sind. Meine Mutter hat damals gedacht sie könne nie wieder nach hause. Ihre 8 Jahre jüngere Schwester, ihre Freunde und Eltern hatte sie verloren.

Ich war zum ersten mal in der DDR als meine Oma beerdigt wurde, da lernte ich dann auch meine Verwandten kennen. Es war ganz komisch, vertraute Fremde. Wir fielen uns in die Arme und weinten.

Mein Cousin war aus dem gleichen Holz geschnitzt wie meine Mutter, also genau so aufständisch und rebellisch. Meine Brüder und ich fingen sofort an Pläne zu schmieden, wie wir ihn rausholen könnten.

Eines Tages, ich weiß nicht mehr was wir grade im Fernseher sahen, lief unten um Bild dieser Lauftext, das war die Ungarn Geschichte, da war klar, jetzt passiert was.

Als die Mauer fiel, war ich auch nicht in Berlin, wäre ich zu gerne gewesen. Meine Eltern und Brüder und ich, köpften eine Sektflasche und wir planten sofort unseren nächsten Besuch, ohne Visum und Angst.

Zu meiner Verwandtschaft Mütterlicherseits habe ich auch heute noch ein besseres Verhältnis als zu der Verwandtschaft meines Vaters.

Wer meint, dass die mauer wieder aufgebaut werden soll, sollte erstmal die eigenen mauern im kopf einreissen!!!

ich hasse solche sätzte auch, die stimmungsmache gegen andere sind, nur um die eigene unfähigkeit zu tarnen.



Und die meisten werden wohl beim genaueren betrachten solche sätze schnell zu dem schluss kommen, dass das ja totaler blödsinn ist.

Wer mauern will, soll sich selbst einmauern - wir autisten wissen, was es bedeutet unüberwindbare mauern um uns zu haben - das kann niemand wirklich wollen!

Danke für Deinen beitrag jacy - ich dachte schon, dass das niemand interessieren würde...

bei momentaner 60-std.-woche schaff ichs grad mal in den osten meiner stadt..und zwar zur arbeit und zurück....

werd dann auch mal gehn, bin müd..

Ich weiß noch, daß ich damals große Angst hatte, daß die Volksarmee mit Waffengewalt einschreiten und einen zweiten Prager Frühling verursachen würde.
Daß alles so friedlich ablief, ist für mich bis heute ein Wunder.-

Traurig stimmt mich allerdings dies:



Quelle

Die Regierung der DDR hat bestimmen dürfen. Allerdings hat sie die Versprechen wohl etwas unkritisch geglaubt. Andererseits gibt es Stimmen, daß man die Stasi-Geflechte nie so gut ohne Hilfe aus dem Westen von der Macht hätte fernhalten können. Aber ich nehme an, daß man das alles auch überlegter hätte schaffen können. Die Versuchung des schnellen Geldes war vermutlich zu groß, die letzte DDR-Regierung politisch zu unerfahren.