Ich dachte mir, ich tue ein gutes Werk und bekämpfe den Bildungsnotstand, auch wenn man meine Meinung nicht wissen will.
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1.Unter welcher Form des Autismus leiden Sie?
Ich leide unter der Ignoranz und Intoleranz meiner Mitmenschen, wusste aber nicht, dass das eine Form von Autismus ist.
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2.Konnte die Diagnose aufgrund von Auffälligkeiten sofort gestellt werden, oder vermutete man eine andere Ursache?
Zuerst vermutete man, es läge an mir, dass mich niemand versteht. Man diagnostizierte mir eine Kommunikationsstörung. Heute jedoch weiß ich, dass die meisten anderen Menschen mir nicht richtig zuhören, Subtexte vermuten, wo keine sind, Worte auslassen und verdrehen und außerdem meist sowieso intellektuell nicht in der Lage sind, meinen Gedankengängen zu folgen.
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3.Wie haben Sie die Diagnose verarbeitet(nur beim Asperger-Syndrom zu beantworten)?
Wie die Frage schon klarstellt, sollen Kanner- Autisten nicht antworten, denn das würde das Klischee, dass Kanner- Autisten nicht sprechen, karierte Hemden tragen und alle Rainman heißen, beschädigen.
Es muss auch nicht über andere Diagnosen wie etwa Kreuzbandriss geschrieben werden. Auch nicht von Kanner- Autisten!
Hier geht es klar um die Diagnose "Asperger Syndrom". Endlich mal eine präzise Frage. Schön.
Nun, ich habe mich sofort nach der Diagnose an einen Fluss gestellt und ein bisschen mit den Blättern einer Weide gespielt, die da so um mich runterhingen. Der Wind trug den Duft des erblühenden Frühlings zu mir herüber, ich hörte, wie sich eine Gruppe Jugendlicher langsam näherte, in weiter Ferne kläffte ein Hund, eine S- Bahn fuhr, dazu einen Rythmus liefernd, in den nahe gelegenen Bahnhof ein und ich fand es ganz famos, endlich zu wissen, warum ich so viel Freude an Kleinigkeiten habe und andere Menschen stur vorbeilaufen.
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4.Welche Auswirkungen hat die Diagnose auf Ihr soziales Umfeld gehabt?
Leider glaubten sie mir nicht, dass sie unter behandlungsbedürftigen Kommunikationsstörungen leiden.
Zum Beispiel, dass sie nie etwas sagen, weil sie es denken, sondern weil sie erreichen wollen, dass ich mich nach ihren Bedürfnissen verhalte, was aber nie funktioniert, weshalb sie mich "schräg" finden.
Ach ja, und mein Psychiater redet nicht mehr mit mir, weil ich untherapierbar bin.
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5.Welche Symptome sind bei Ihnen bis heute besonders ausgeprägt?
Wut.
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6.Beeinträchtigt Sie der Autismus im Alltag?
Der in Punkt 1 angesprochene Autismus beeinträchtigt mich sehr. Ich finde "Ignoranz" aber trotzdem treffender, wenn ich das "Autismus" nenne, entsteht vielleicht fälschlicherweise der Eindruck, es ginge um mich.
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7.Befinden Sie sich, oder waren Sie in Therapie zur Behandlung der Krankheit, wenn ja, welche Art?
Hier steht nicht, um welche Krankheit es geht und ich hatte schon viele Krankheiten und Verletzungen.
Aber die Art der Behandlung erfolgte immer speziell nach Art der Krankheit.
Meine Platzwunde wurde genäht, gegen Grippe bekam ich ein Analgetikum und Wadenwickel und das Asthma ging vom Kiffen weg.
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8.Beschreiben Sie eine typische Situation, in der andere Ihren Autismus bemerken.
Ich beantworte oberflächliche und pathologisierende Fragen von Schülern im Internet, obwohl ich nicht dafür bezahlt werde, damit irgendjemand von den Wahrnehmungsgestörten da draußen mal irgendwas merkt.
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9.Leben Sie in einer festen Beziehung, wenn ja, wie geht Ihr Partner mit der Erkrankung um?
Über die Meniskusprobleme meines Partners und seine unermessliche Trauer, keinen Marathon mehr laufen zu können, möchte ich hier nichts schreiben. Das geht mir zu nahe.
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10.Haben Sie Kinder und würde bei Ihnen ein Risiko zu erkranken bestehen?
Bei Kindern besteht grundsätzlich immer ein erhöhtes Infektionsrisiko und ihr Immunsystem ist noch nicht so gut auf all die Angriffe der Umwelt vorbereitet wie das von Erwachsenen.
Darum gibt es diverse Schutzimpungen, die man unbedingt durchführen lassen sollte. Vor dem furchtbaren NT- Syndrom kann sie allerdings niemand schützen außer eine gut ausgestattete Kinderbibliothek.
LGE