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Autor Nachricht
55555
(Fettnäpfchendetektor)

Mir geht unter anderem noch im Kopf die wiederholte Behauptung herum Unzuverlässigkeit sei "aspietypisch".

Hier hingegen las ich öfters, daß Autisten es nicht mögen, wenn Termine von anderen nicht eingehalten werden, also als Standard des menschlichen Umgangs Zuverlässigkeit anerkannt wird.

Woran könnte diese Diskrepanz liegen?

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
29.02.08, 21:44:55
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Aldaris~Adun
(Autistenbereich)

Das kann ich nicht erklären. Wo sagt 'man' das denn so?
Ich denke, um das einschätzen zu können, kenne ich viel zu wenige Aspies, am besten über einen längeren Zeitraum und IRL.

Ich selbst bin absolut zuverlässig und das, was man 'übermäßig pflichtbewusst' nennt. Das sehe nicht nur ich selbst so, sondern auch mein komplettes Umfeld.

Vielleicht ergibt es sich 'irgendwie' durch die Tatsache, das andere Menschen bei Autisten einen anderen, schon geringeren Stellenwert einnehmen als bei NAs.
Das es dadurch in bestimmten Situationen wie Unzuverlässigkeit rüberkommt. Keine Ahnung, habe ich auch noch nie vorher in Zusammenhang mit Autismus gehört/gelesen.
29.02.08, 22:15:06
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Mutter
(Autistenbereich)

Ich bin absolut zuverlässig, wenn die gestellten Anforderungen in meinem Bewusstsein sind, es muss ein Bezug da sein, der sich selbst erhält.
01.03.08, 06:53:21
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Tritonus
(Autistenbereich)

Ich schätze mich auch als extrem zuverlässig ein. Im Gegenteil, meistens mache ich sogar noch mehr, als mir aufgetragen wird. Beispielsweise in der Schula bei Gruppenarbeiten. Ich will da die anderen nicht hängen lassen und mache ales, wenn es sein muss noch bis in die späte Nacht hinein...

Was man manchmal von anderen Gruppenmitgliedern nicht so sieht...
01.03.08, 07:56:29
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Ich schätze mich da wie ihr ein. Bei Aspies e.V. scheinen das viele aber anders zu sehen und dies wird sogar als Begründung dafür herangeführt, daß es organisatorisch dort oft eher weniger gut klappt. Mir wurde gar vorgeworfen, daß es nicht in Ordnung sei "Aspies" ihre Unzuverlässigkeit vorzuhalten, weil diese eben angeblich "aspietypisch" sei.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
01.03.08, 09:40:55
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cony
(Angehörigenbereich)

ich bin zwar kein autist und kilie ist noch klein,aber beim rumserven im net habe ich, gerade in der fachliteratur gelesen, das gerade autisten extrem zuverlässig sind.

vielleicht wäre es hilfreich wenn du schreibst in welchem zusammenhang du das gelesen oder gehört hast.

01.03.08, 12:46:43
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

geändert von: 55555 - 01.03.08, 13:56:26

Ein Beispiel, das ich spontan gefunden habe:
Zitat:
Ich will ja hier nicht die Wortpolizei spielen, zumal ich auch noch kein Vereinsmitglied bin (aber immerhin schon Förderer ) aber ich empfinde beispielsweise den Begriff "unzuverlässig" im Zusammenhang mit Autisten nicht als sehr glücklich. Vielleicht sollte man Begriffe wie unstetig oder temporär andersfokussiert verwenden? Wäre das übertrieben?

Quelle

Ich habe es so erlebt, daß in diesem Verein Unzuverlässigkeit weitestgehend toleriert wird. Der am meisten in der Öffentlichkeit präsente Vorstand beschreibt sich selbst als organisationsschwach und meine Kritik an Unzuverlässigkeiten wurde pauschal von etlichen dort aktiven Forenteilnehmern abgewiegelt. Ein anderer Vorstand fällt mir besonders durch ständige "Hurra"-Parolen auf, die viel versprechen aber nach meiner Erfahrung wenig halten.

Als mir der Kassenbericht zur Prüfung selbst nach öffentlicher Bekanntgabe des Übergabetermins z.B. erst nach einer Erinnerung zuging und ich das kritisierte wurde ich für meine Kritik angegriffen und die betreffende Person in Schutz.

Nach meinem Wissen sind mit mir aus diesem Verein bereits mindestens vier sehr engagierte Aktive ausgetreten, nachdem sie lange Zeit vorher "chaotische Zustände" bemängelt hatten. Ich fühle mich nicht in der Lage mich dort sinnvoll einzubringen, weil ca. 80% der Energie für Bewältigung des Vereinschaos aufgewendet werden mußten.

Und weil ich nicht hinnehmen will, daß dieser Verein gleichzeitig behauptet Autisten in der Öffentlichkeit zu vertreten habe ich ja vor einiger Zeit die "Enthinderungsselbsthilfe" eingerichtet.

Und ich frage mich eben, wie es dazu kommen konnte, daß ein solcher Verein derartig verfasst ist, daß Autisten sich genötigt sehen zu flüchten. Wie soll man da auch nur halbwegs ernsthaft erwarten können, daß er nach außen Enthinderung anstößt, wenn er es innen nicht schafft und sogar Kritik in diesem Sinne mit üblem Mobbing quittiert.

Das ist mein Eindruck, jeder soll sich sein eigenes Bild machen. Davon unabhängig interessiert mich hier die Frage, ob Autisten tatsächlich unzuverlässig und unfähig sich ordentlich und systematisch zu organisieren und wenn nein, wieso sich dort offenbar Menschen sammeln, die offenbar keinen großen Wert in guter zuverlässiger Organisation erkennen können.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
01.03.08, 13:55:26
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Aldaris~Adun
(Autistenbereich)

Ich denke das Problem ist nicht, das EIN Autist sich selbst oder sein eigenes Leben nicht organisieren kann.
Das Problem ist, das es in einer Gruppe von Autisten (oder einer gemischten Gruppe mit NAs) nicht funktioniert. 'Selbstorganisation' untereinander funktioniert nicht oder zumindest nicht vollständig, so wie es das bei NAs ja zumindest gelegentlich tut.

'Wir' haben Probleme, wenn wir als Gruppe frei agieren, solange es keine exakt festgelegten Aufgabenverteilungen und Zielsetzungen gibt.
Wenn es sie gibt, und einige halten sich nicht daran, tut auch der Rest nichts mehr, weil Teile der Aufgabeverteilung wieder ungeklärt frei schweben.

Aber ich denke, das liegt eben in der Natur der Sache und des Begriffes 'Autismus'.
Eigentlich ist eine zusammenarbeitende Gruppe bestehend aus Autisten ja ein Widerspruch in sich, da mögen sie noch so engagiert und motiviert sein.
Letztlich macht jeder sein eigenes Ding, und ich vermute, nur so kann es auch dauerhaft laufen. Jeder macht sein eigenes Ding auf seine Art, am Ende fügt man die 'Stücke' zu einem Puzzle zusammen. WENN sie denn zueinanderpassen, und das tun sie vermutlich nicht unbedingt.

Das alles ist natürlich nur an meine eigenen Erfahrungen mit mir selbst in Gruppen angelehnt... Vielleicht ist es ja auch völlig anders...

Auf die Art könnten sicherlich Aussagen a la 'unzuverlässig' entstehen, obwohl es im eigentlichen Sinne keine ist. Es ist 'nur' die nicht vorhandene und funktionierende soziale Organisation.
01.03.08, 15:04:58
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Hm, also wenn man z.B. etwas vereinbart hat, dann verstehe ich nicht wieso ein Autist sich nicht daran halten können sollte. Weil der andere auch Autist ist? Ich meine nicht einmal Gruppenarbeit. Außerdem klappt die unter NA auch meist nicht, wenn jeder bei allem mitreden will.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
01.03.08, 15:18:36
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cony
(Angehörigenbereich)

also ich finde die erklärung von aldaris recht logisch.ich habe nochmal nachgelesen und bei einer abhandlung/erklärung über autismus steht drin das gerade autisten sehr zuverlässige und genaue beamte sein können zb. .

beamte arbeiten meist für sich alleine,was die these von aldaris wieder stützt.

wenn man jetzt davon ausgeht das autisten alleine sehr genau und übersichtlich arbeiten, aber die sozialen "fähigkeiten" nicht so ausgeprägt sind wie bei na (zb.kommunikation untereinander)
kann ich mir schon vorstellen das es schwierigkeiten mit sich bringt,
wenn in einem vorstand ausschließlich autisten MITEINANDER kommunizieren und arbeiten müssen wo doch gerade das die "schwäche" von autisten ist.
01.03.08, 16:01:49
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Ich denke eine Schwäche von Autisten ist oft in Situationen klarzukommen, bei der man mit anderen in einem Raum sitzt. Andere Autisten können sich generell nicht so gut ausdrücken, weil sie gedanklich Probleme haben zu folgen.

Im ersten Fall dürfte es in solchen Foren wie diesem keine Probleme geben, im zweiten Fall halten sich gerade diese Autisten nach meiner bisherigen Erfahrung an Absprachen und leiden schwer darunter, wenn andere es nicht tun.

Oben geht es schon um eine Art Unzuverlässigkeit, die ich damit nicht verbunden sehe.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
01.03.08, 17:06:02
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drvaust
(stillgelegt)

Das kann man verschieden sehen, aus verschiedenen Blickwinkeln, mit verschiedenen Prioritäten.
Im Allgemeinen sind Autisten sehr ordentlich, im Sinne von geregelten Abläufen, festen Regelungen, exakter Arbeit, Einhaltung von Vereinbarungen. Ich halte Autisten für besonders zuverlässig.
Aber Autisten können auch unzuverlässig sein. Durch Überlastung kann es zu Ausfällen kommen, plötzliche Absagen, Nichterreichen von Zielen usw.. Außerdem können Autisten durch einen anderen Fokus und Nichterkennen von Hinweisen etwas nicht ernst nehmen (ich befasse mich manchmal mit Dingen, die die anderen für unwichtig halten, und schaffe dann Dinge, die den anderen wichtig sind, nicht). Außerdem kann Gerechtigkeit für einen Autisten wichtiger sein als Loyalität gegenüber Menschen.
traurig Das Autisten nicht zuverlässig arbeiten können, in dem von 55555 erwähnten Beispiel, halte ich für eine Ausrede.
01.03.08, 18:04:32
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