Forum für

Autisten und interessierte Zeitgenossen

Mit Bedacht bin ich aus diesem Stadtgebiet noch nie weg gezogen. Schon immer war es beherrscht von Alternativen, Autonomen, Linken, Hippies und Punks. Hier gibt es immer wieder neue Generationen die den Mitmenschen die Augen öffnen. Erst vor einigen Wochen haben meine Nachbarn die eine WG sind, mitten im Wohngebiet auf einem brachliegenden Bauland der Stadt einen offenen Garten angelegt, den Jeder nutzen kann der bock drauf hat. Wunderbar!

Und heute meine neuste Entdeckung. Bei einem Spaziergang durch den Park fielen uns ca. 6 DIN A 3 Schilder auf die an Bäumen festgemacht waren. Auf denen stand z.B. in unübersehbaren Buchstaben:

WENN MAN EIN WENIG
ANDERS AUSSIEHT
IN DIESEM LAND
WIRD EINEM DAS RECHT
AUF RECHT ENTZOGEN
[THE ANNOYOD]

oder

DANN GEH ICH AUF DIE STRASSE
UND DAS TUT NUR WEH;
WEIL ICH STATT EINEM LÄCHELN
NUR LEERE GESICHTER SEH
[MIA]


Auch Texte von Rio Reiser hab ich gefunden. An diesen Schildern geht KEINER achtlos vorbei, das habe ich beobachtet! Wow! Ich bin mal wieder beeindruckt von diesen wachen Köpfen die sich bis jetzt noch anonym halten.

Da lebt es sich doch bestimmt auch ganz gut. Oder ist es dir zu langweilig?

Ich gebe zu dass so ein Dorf für mich etwas zu langweilig wäre. Ich muß täglich sehen dass sich um mich herum was bewegt. Nur an manchen Tagen mag ich es lieber nur durch das Fenster sehen, das ist aber ehr seltener der Fall.

Ich denke manchmal darüber nach ob es "soo" richtig ist, dass sich Autisten oft in sehr ruhige Gegenden zurück ziehen. Autisten sind doch sowieso schon mehr vom Umfeld abgekoppelt, warum denn ganz zurückziehen?

Wenn ich in meiner Wohnung, die sich in einer Stadt befindet, das Fenster schließe, dann ist es auch ruhig. Wenn es offen ist hört man allgemeine Straßengeräuche und Kinder vom Sielplatz. Es gibt aber noch viel viel ruhigere Gegenden auch mitten in der Stadt.

Es ist doch einfacher in einer Stadt zu leben als Autist. Man hat keine Probleme zu den Behörden zu gelangen. Man verliert nicht ganz den Draht zu fremden Menschen. Die Leute verhalten sich allgemein anonymer und sind nicht so auf Einem fixiert. Wenn doch, dann kann man auch umziehen.

Man kann selbständiger und freier leben in einer Stadt. Und wenn man dem Trubel überdrüssig ist, zieht man sich in seine Wohnung zurück. Das Leben ist abwechslungsreicher, und man kann selbst bestimmen wann man sich einem gewissen Trubel aussetzt und wann nicht. Neuer Input ist doch auch für Autisten gut.

So, und jetzt sagt mir wie falsch ich in meiner Annahme liege.

für mich persönlich ist das sehr richtig. bin von der stadt genervt. auch wenn es in meiner stadt auch ruhigere ecken gibt - zu denen gelange ich jedoch nur über extrem unruhige ecken. das nervt. gefällt mir auch nicht.


der einfachheit wegen?


bei mir nicht. flugzeuge und züge alle paar minuten höre ich trotzdem. schreiende nachbarn, weinende kinder...
bei geöffnetem fenster höre ich auch die autos auf der "hauptstraße". zum verständnis: das nennt sich bereits ruhige wohnlage.


zu fremden menschen auf der straße würde es mir im leben nicht einfallen irgendeinen draht zu knüpfen.


kann ich so nicht behaupten. in meiner ecke ist das vom verhalten her schon ziemlich dörflich.


dieses gefühl hatte ich bisher immer nur in ländlichen gegenden.;)


so will ich mich nicht ständig in meine finstere wohnung zurückziehen müssen, nur um dem trubel zu entkommen. es ist dann auch nicht nur allein der trubel, sondern auch die wenig vorhandende kapazität mit ihm klarzukommen.

abwechslungsreicher - mag sein. in ländlicher gegend kann man sich auch selbstbestimmt dem nächsten trubel aussetzen. muss man nur das gut besuchte gemeindehaus aufsuchen oder an irgendwelchen festen teilnehmen, in den nächsten ort fahren...

input - ja, aber den kann ich mir auch anders verschaffen.

Boah, das hört sich ja gar nicht so gut an.

Nein, ich möchte das auch nicht umbedingt. Aber wenn man sie täglich sieht, dann ist man auch irgendwie mehr darauf vorbereitet, dass dich einer von denen ansprechen könnte. Ich meine, wenn du durch ein Dorf gehst, dann denke ich dass man immer angesprochen wird. Schon alleine die Vorstellung: "Wie geht es denn so? Naja, immer so lang hin." .
Aha, gab es da sämtliche Ämter die man im Leben so braucht?

Ja, jeder empfindet unterschiedlich.

Warum empfindest du aber deine Wohnung "finster"? Mach sie doch bunt . Meine vorherige Wohnung hatte orange Wände. Da ich mal was anderes sehen wollte hab ich mir in meine jetzige Wohnung Bambusmatten an die Wände gehämmert .

Ich glaube auf die Leute im Gemeindehaus könnte ich verzichten. Und extra in den nächsten Ort fahren und dann noch Fahrplanabhängig zu sein, das wäre mir zu kompliziert. Mich persönlich überzeugt das nicht. Aber wie gesagt wir sind ja zum Glück alle verschieden. Wär ja sonst voll langweilig.

Im Internet?

Wundert euch nicht wenn ich so neugierig bin, es geht mir nur darum dass ich besser erkenne was für meinen Sohn später besser wäre. Ich darf ja nicht immer von mir ausgehen.

Bist du oft Draußen im Park oder so, oder bleibst du lieber zu Hause? Wo hat es dir besser gefallen, im Dorf oder in der Stadt?