Hans
(Autistenbereich)

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Auch wenn ich weit zurückdenke war es immer schon so,
daß ich vor dem Friseurbesuch ganz fürchterliches Gruseln habe.
Das ist bis heute so.
Darum versuche ich auch zu Hause die Haare geschnitten zu bekommen.
Die Schere muß sehr gut scharf sein,
also keine Haushaltsschere sonst ziept es grausam.
Da kam auch mal eine Friseurin ins Haus.
Da habe ich gleich einen Staubsauger bereit um mir die Haarschnipsel aus dem Nacken und Gesicht zu saugen und kann dann gleich baden.
Wenn ich beim Friseur auch noch warten muß bis ich dran bin,
ist es dann noch schlimmer.
Dort in dem Raum sind Dämpfe von verschiedenen Parfums,
die überdecken aber noch die relativ geruchslosen Dämpfe von Wasserstoffperoxid.
Das reizt die Atemwege, Nasenschleimhäute und Augen.
Das heißt die Nase läuft,
es bildet sich ein kleines Tröpfchen an der Nasenspitze.
Die herumfliegenden Haarstückel werden scheinbar von diesem
Tröpfchen angezogen,
und sammeln sich so an der Nasenspitze.
Die Lippen sind fest aufeinandergepresst.
Mit den Luftbewegungen der Atmung
kribbelt, kitzelt und kratzt es an der Nasenspitze und man darf die Hände nich hochnehmen und abwischen.
Man hat die Hände unter dem Umhang zu halten,
weil sonst alles hochfliegt was darauf liegt.
Ich sitze dann da und atme ganz flach,
versuche nicht zu ersticken,
wie gelähmt.
Wenn es dort auch noch warm ist,
wird es mir unter dem Umhang noch wärmer.
Dann schwitze ich und es pappen die Haare überall auf der Haut, hängen um die Augen, Nase und Mund.
So wird eine harmlose Geschichte
scheinbar lebensbedrohend.
Ich habe es auch schon anders erlebt,
in Portugal:
Da war ich bei einem ca.80 Jahre alten Mann,
der möglicherweise Parkinson hatte.
Da war die Ladentüre offen und gute Luft,
kein Wasserstoffperoxid.
Er hat die Haare mit einem Schwamm angefeuchtet,
nicht mit so einer Pumpsprayflasche
wo dann die Luft nach giftigem Putzmittel riecht.
So angefeuchtet spritzten die Haare nicht so herum.
Er hat immer nur so viel angefeuchtet,
wie er gleich schneiden konnte,
so war es nicht zu viel unangenehm kalt.
Er hat mir den Nacken mit dem offenen Messer rasiert.
Als ich das im Spiegel gesehen habe,
wie das Messer in seiner Hand gezittert hat,
bin ich vor Schreck stocksteif da gesessen.
Wie er aber das Messer angesetzt hat war es ganz ruhig.
Das Ergebnis war perfekt.
Ein Friseur der alten Schule.
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