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Autor Nachricht
Schamanin
(Angehörigenbereich)

Dieses Thema beschäftigt mich schon sehr lange und der Thread "Mutter tötet behinderten Sohn" hat es wieder ans Tageslicht gebracht.

Hier fällt alles drunter: Abtreibung, Sterbehilfe, lebensverlängernde Massnahmen, medizinische Forschung, medizinische Behandlung und Therapien, persönliche Lebensführung,Transplantionen, ...

Für mein Leben kann ich sagen: ich möchte nicht nur von Maschinen am Leben gehalten werden; ich möchte keine hochgiftigen Medikamente einnehmen, deren Wirksamkeit noch nicht ausreichend getestet wurden und es fraglich ist, wie sie getestet wurden. Ich möchte das auch nicht für meine Kinder, meinen Mann oder andere Familienmitglieder.

Wann endet die Selbstbestimmung und wann fängt die Fremdbestimmung an? Was ist Lebensqualität?

Was sind eure Gedanken dazu?
19.10.08, 20:42:31
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Ich verstehe noch nicht ganz wie du den Bezug von diesen ethischen Problemthemen zur Selbstbestimmung angedacht hattest.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
19.10.08, 21:23:31
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Hans
(Autistenbereich)

Wann entscheidet wer was für einen?
19.10.08, 21:31:50
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Schamanin
(Angehörigenbereich)

zb: Kind kommt in der 17. Schwangerschaftswoche zur Welt. Überlebenschanchen ohne Medizin: keine. Mit Medizin: etwas höher, Folgen: höchstwahrscheinlich immer auf fremde Hilfe angewiesen, da unterschiedlichste Behinderungen die Folge sein können (Hirnblutungen und was weiß ich noch alles), Inkubator, Nadeln, Medi's,....

Wen hat man da im Blick: das Kind (jedes Leben zählt), die Eltern (die müssen das auch aushalten)

oder: 2-jähriges Kind, seltene Krebsform; Überlebenschancen ohne Behandlung: null, mit Behandlung: 25%, Behandlung mit extremen Nebenwirkungen, Kind nur im Krankenhaus und verstirbt trotzdem (unter schlimmsten Qualen)

oder: Unfall, Koma, Überleben nur durch Maschinen möglich, über Jahre, alle Untersuchungen bestättigen: bei Abschalten der Maschine folgt der Tod, es geht aber nicht dass man dann zb. Morphin gibt und Patient verhungert und verdurstet über Tage qualvoll.

Anderseits wird es aber toleriert, dass Zeugen Jehovas Bluttransfusionen verweigern dürfen auf Grund ihres Glaubens und somit trotz relativ harmloser Behandlung ein Kind zum Tode verurteilen.

Wer entscheidet? Betroffende Angehörige, die natürlich voreingenommen sind, Ärzte, für die es teilweise einen Reiz darstellt, auszuprobieren, was machbar ist, der Gesetzgeber, ein Gremium, ...
19.10.08, 22:03:19
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haggard
(Autistenbereich)

müsste auch die frage gestellt werden, ab wann ein individuum selbst entscheiden kann, oder ab wann ihm selbstbestimmung zugesprochen wird.

diese woche wurde erst ein verwandter verhungern gelassen - weil er es so bestimmt hatte und sich seine frau nicht getraute ihn ernähren zu lassen, obwohl sie sich während der zeit mit ihm mitquälte. vorher hatte(n) sie es sich wohl einfacher vorgestellt. hätte er sich anders entschieden, wenn er es noch gekonnt hätte?

wenn ich z. b. in einen zustand gerate, der eine bluttransfusion erfordern würde, möchte ich dennoch keine bluttransfusion erhalten. in solchen situationen werden sich die ärzte sehr wahrscheinlich über meinen willen hinwegsetzen.

so wie ich meine kollegen erlebe, möchten sie nicht ausprobieren, was möglich ist. in einem fall, in dem angehörige bestimmt hatten, dass nur minimale palliative maßnahmen erfolgen dürften, beknieten sie diese leute fast schon über tage das gegenteil zu äußern - da es der patient geschafft hätte.
auch von anderen weiß ich, dass sie furchtbar leiden.
"grenzgänger" gibt es wahrscheinlich trotzdem überall.

schlechte karten hat wahrscheinlich jeder, dessen umgebung nur geldwerte sieht.
19.10.08, 22:49:21
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drvaust
(stillgelegt)

Theoretisch kann jeder selber für sich entscheiden, solange er sich äußern kann.
Ungeborene und Kinder können das nicht, Komatöse auch nicht.

Ich will nicht am Leben erhalten werden, nur um irgendwie weiter zu leben. So lange es gut geht, lebe ich. Wenn es nicht mehr gut geht, ist Schluß.
Ich habe eine Patientenverfügung. Aber ob die beachtet wird? Wenn ein Gericht entscheidet, dann fast immer für Lebenserhaltung. Wenn ein Betreuer eingesetzt wird, dann durch das Gericht, daß dann ausdrücklich eine Zustimmung zum Beenden der lebenserhaltenden Maßnahmen verbietet.
So lange ich selber handeln kann, kann ich auch selber entscheiden, selber abschalten. Aber ich fürchte, daß ich dann fixiert werde. rrr
19.10.08, 23:15:52
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Löwenmama
(Autistenbereich)

Schwieriges Thema:Mein Kleiner kam 8 Wochen zu früh zur Welt als Frühchen einer diabetischen Mutter: Unreife Lunge (Inkubator und Brutkasten), Herzrhythmusstörungen,Blutvergifung,Lungenentzündung, instabile Sauerstoffsättigung...ohne Medis,medizinische Geräte und Chemie wär mein Kleiner heute nicht hier!!!!Er ist entwicklungsverzögert,aber wär er das auch nicht sowieso??? Ich hätte auf den engagierten Einsatz der Ärzte nicht verzichten wollen!!!!

Mein Opa:60 Jahre alt,innerhalt von wenigen Wochen völlig verkrebst:Magen,Speiseröhre,Lunge,Gehirn...er hat komplett alles verloren,was das Leben für IHN lebenswert macht und wollte nie,dass die Ärzte an ihm "rumdoktorn"...wir haben damal lebensverlängernde Massnahmen abgelehnt...

Ist das nicht ein gutes Beispiel für 2 völlig unterschiedliche Situationen??


Die Hoffnung ist der Regenbogen
über den herabstürzenden Bach
des Lebens.
Friedrich Wilhelm Nietzsche
20.10.08, 08:05:54
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Schamanin
(Angehörigenbereich)

@ alle, einmal danke für eure Erzählungen und Anregungen.

@ drvaust: wer sollte für Ungeborene, Kinder und Komatöse entscheiden? Die Eltern, Angehörige oder Gerichte?

@ connySL: Erstmal, beide Geschichten haben mich tief bewegt und ich bewundere beide Entscheidungen. Jetzt eine ganz persönliche Frage, die du auch nicht beantworten musst, aber ich bin neugierig. Wann wäre für dich die Grenze bei deinem Sohn erreicht gewesen? Hättest du entscheiden können, jetzt lass ich dich gehen?
20.10.08, 09:43:59
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tabby
(stillgelegt)

Ich habe so viel Leid gesehen beruflich, privat....trotz allem bin ich mir nicht sicher, ob man darueber entscheiden darf, ohne selbst zu erfahren, wie es war in solch einer Situation.

Ich hab da sowieso Entscheidungsschwierigkeiten. Ein Tag renne ich weg, denke die Welt geht unter und den næchsten Tag ist alles nur noch halb so schlimm und ich will weiter kæmpfen.

Mit diesem Beispiel meine ich nur die eigene Person, fuer andere Personen darf man gar keine Entscheidung treffen.

[Auf eigenen Wunsch deaktiviert und anonymisiert, mfg [55555]]
20.10.08, 10:25:06
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growitcz
(stillgelegt)

Letzte Woche ist meine Omi gestorben, nachdem sie 1 Monat nur herumvegitiert ist. So ein Leben hätte sie sich nie gewünscht und sie wartete nur noch auf das Sterben. Da war das erste Mal in meinem Leben, dass ich dachte Sterbehilfe, wenn vom Menschen gewünscht, ist ok.

Ich bin gegen Abtreibung. Auch ein "behinderetes" Kind, würde ich akzeptieren, weil ich gesehen habe, wie wunderbar alle Menschen sind. Meine Liebe ist ja auch offiziell behindert.

Azrael, Bluttransfusionen sind ein minimaler Eingriff, aber echt notwendig. Warum bist du dagegen?

[Auf eigenen Wunsch deaktiviert und anonymisiert, mfg [55555]]
20.10.08, 22:28:19
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haggard
(Autistenbereich)

minimaler eingriff? wenn nicht richtig geprüft wird, erhält man gratis u. u. hepatitis und HIV. oder bei der falschen blutgruppe "nette" komplikationen. man weiß ja nicht auf wie ausgeschlafene ärzte man trifft.
notwendig sind sie nicht immer.
20.10.08, 22:48:32
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Löwenmama
(Autistenbereich)

Zitat von Schamanin:


@ connySL: Erstmal, beide Geschichten haben mich tief bewegt und ich bewundere beide Entscheidungen. Jetzt eine ganz persönliche Frage, die du auch nicht beantworten musst, aber ich bin neugierig. Wann wäre für dich die Grenze bei deinem Sohn erreicht gewesen? Hättest du entscheiden können, jetzt lass ich dich gehen?


Zuerst mal,denke ich,versucht fast jede Mutter ihr Neugeborenes so lange am Leben zu halten wie nur möglich und das zu wahrscheinlich fast jedem Preis!!!Natürlich habe ich mir darüber tatsächlich schon Gedanken gemacht und ich kann diese Frage immer noch nicht wirklich auch für mich beantworten...Wir konnten ja zum Glück sehen,dass es dem Kleinen von Tag zu Tag besser ging und wenn ich ihn mir heute anschau,bin ich der glücklichste Mensche,weil er einfach da ist!!
Gestern abend hatte mein Grosser einen Unfall:er wurde als Radfahrer von einem Auto erfasst.Ich bin so dankbar dafür,dass ihm nicht wirklich viel passiert ist:ein paar offene Schürfwunden,blaue Flecken und Prellungen und eben der Schock...ich wage es gar nicht,darüber nachzudenken,was alles hätte passieren können und was wäre dann...

Die Hoffnung ist der Regenbogen
über den herabstürzenden Bach
des Lebens.
Friedrich Wilhelm Nietzsche
21.10.08, 07:22:24
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