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Alabama Man
(Autistenbereich)

geändert von: Alabama Man - 28.05.09, 13:43:24

Da es in diesem Fred abschweifte, starte ich diesen, um die Diskussion über Antipädagogik weiterzuführen.

Als Einführung ist dieses Thema empfehle ich folgenden Text zu lesen: http://kraetzae.de/erziehung/erziehen_ist_gemein/

Zitat von azrael:
siehst du es generell so, dass sich jemand, der scheinbar "mehr" kann (erwachsener gegenüber kind, mensch gegenüber baum) automatisch irgendwem überordnet? wenn dem so wäre, so bildete "antipädagogik" lediglich eine hohle phrase.


Nein, so betrachte ich es nicht generell. Ich verglich auch nicht einen Menschen mit einem Baum, sondern einen Gärtner. Ein Mensch an sich kann sich auch genauso aus dem Baum nichts machen, ihn beseitigen, weil er da lieber eine Straße hätte, wo der Baum steht, kann sich aber auch sogar dem Baum unterordnen, wenn er eine entsprechende Einstellung zur Natur hat, wobei ich mich persönlich frage, wie so was in der Realität aussehen soll, aber es ist ja erstmal nur ein Gedankenspiel.

Zitat:

ist das nicht sehr großzügig von der natur? vielleicht ist der baum auch ein dieb? ein kleinerer baum neben ihm verdurstet womöglich. vielleicht entwickelt die natur irgendwann auch mal eine depression und dann gibt sie eventuell niemandem mehr etwas "ohnehin".


Spätestens hier müssen wir diese Metapher verlassen, denn es geht ja eigentlich um Menschen und nicht um Bäume. Es wird sonst zu abstrakt und es lässt sich nicht mehr wirklich nachvollziehbar mit dem Leben eines Menschen vergleichen. Außerdem verstehen wir Menschen die Bäume nicht annähernd genug.
Ein Mensch wird in der Regel sein Kind nicht verhungern lassen, so was geschieht nur in seltenen Extremfällen. Die geistige Nahrung, also das Wissen ist heutzutage freier zugänglich denn je (damit meine ich Wissen, das andere Menschen durch Forschung erworben haben und teilen möchten. Jegliches Wissen ist natürlich eh in der Natur und könnte entdeckt werden, müsste jeder Mensch dies aber erneut tun, würde die knappe Lebensdauer dafür niemals reichen). Es einem Kind vorzuenthalten wäre auch wieder Erziehung. Zum lernen zwingen muss man kein Kind, das tut es automatisch, nur die Inhalte und das Tempo sucht es sich selbst aus und das sollte man respektieren. Wenn man beim Kind ein Interesse entdeckt, steht es einer gleichberechtigten Beziehung nicht im Wege, ihm bei der Beschaffung von erwünschten Informationen zu helfen. Auch Beeinflussung ist eine völlig normale und automatisch passierende Sache in Beziehungen zwischen Menschen und steht dem auch nicht im Wege, es sollte nur nicht die Intention dahinterstecken, das Kind damit in eine Richtung zu lenken.

Zitat:
nun verhält sich dies in bezug auf menschen jedoch so, dass ein mensch nach seiner geburt nicht einfach so "wächst". d.h. er kann sich überhaupt nicht selbst versorgen. wenn das größenwachstum "unterstützt" werden soll, könnten die leute alle gestreckt werden, chirurgisch. aber gemeint ist wohl mehr oder weniger geistiges wachstum? freilich wird ein mensch nach seinem eigenen rhythmus geistig wachsen, je mehr bedeutungen und zusammenhänge er erkennen kann. die menschheit hat lediglich verdrängt, dass sie als lebewesen keine derart sprunghaften "entwicklungsfortschritte" gemacht hat, wie im technisch/abstrakten bereich. der mensch ist scheinbar gierig. das ist ein problem.


Ist Gier etwas natürliches, das aberzogen werden muss oder kommt die Gier erst durch Erziehung? Durch ständiges Lob bei erwünschtem Verhalten und ausbleiben von Lob bei nichterwünschtem Verhalten zum Beispiel. Es gibt tatsächlich Menschen, die glauben, dass man böse auf die Welt kommt und einem das böse erstmal durch Erziehung ausgetrieben werden muss und sich auch offen dazu bekennen. Aber auch den meisten anderen Menschen muss dieser Gedanke, so wie sie mit Kindern umgehen, auch zumindest unbewusst vorhanden sein. Wenn man ein Kind allerdings von Anfang an wie ein Monster behandelt, aus dem man erst einen guten Menschen machen muss, wird es sich selbstverständlich dadurch unverstanden und angegriffen fühlen und die Reaktion ist dann entweder Rebellion oder Depression, je nachdem.
Das Gehirn des Menschen hat sich beim Homo Sapiens Sapiens seit es ihn gibt, ohnehin biologisch nicht weiterentwickelt. Das heißt, dass die Menschen schon immer so intelligent waren wie jetzt. Frühere Menschen hatten nur viele technische Errungenschaften von heute nicht. Die Fülle an erhältlichen Informationen heutzutage ist so groß, dass es doch eigentlich gerade jetzt wünschenswert wäre, dass ein Kind sich auf seine Interessen spezialisiert, anstatt es zu einer allgemeinen Bildung zwingen zu wollen.
Ich halte es sogar für legitim, wenn ein Kind sich weigert, Sprache lernen zu wollen (um mal was noch Extremeres als lesen und schreiben zu nehmen und dies auch gerade unter Autisten ein interessantes Beispiel sein könnte), es hat vielleicht Nachteile in der Gesellschaft dadurch, aber das wird es selbst merken und es sollte seine Entscheidung sein. Es ist Quatsch anzunehmen, dass ein Kind diese Entscheidung nicht treffen könne, weil es die Zusammenhänge nicht erkennen könnte.
Dieser ganze Erziehungs- und Bildungs-Zwang (den wir hier ja haben, denn ein Kind muss laut Gesetz eine gewisse Bildung bekommen und wenn nötig wird dies mit Polizeigewalt umgesetzt) dient nur dazu eine, Gesellschaft von normierten Menschen zu formen, in der man seine Individualität nur in einem sehr beschränkten Rahmen ausleben kann. Das ist auch der Grund, warum Autisten als krank gelten, weil diese normierung bei ihnen selbst mit Gewalt nicht durchzusetzen ist und wenn etwas nicht durch Gewalt zu erreichen ist, dann ist das für die meisten Menschen einfach nicht nachvollziehbar, denn schon in ihrer Kindheit haben sie alltäglich mitbekommen, indem es ihnen vorgelebt wurde, dass man ständig Gewalt anwenden muss, um andere(s) auf seine eigenen Vorstellungen hin zu formen. Auch wenn man dabei Gewalt als etwas schlechtes predigt und auch sanktioniert, entscheident ist, was vorgelebt wird. Deswegen wird auch ein Mensch, der von Kindheit an gleichberechtigt behandelt wird, Menschen automatisch gleichberechtigt behandeln.

Zitat:

nun, mit zu viel dünger - wahrscheinlich. andererseits, um mal wieder auf den menschen zurückzukommen, bedarf er ausreichend nahrung. auf die dosierung kommt es wohl an.

in einer künstlichen welt muss auf künstlichem wege offenbar die "natur" imitiert werden.


Das Füttern eines Kindes sehe ich nicht als eine Tat an, mit der man sich über das Kind stellt. Da ein Kind von Anfang an das Verlangen nach Nahrung ausdrücken kann, ist das Füttern eine Antwort darauf, man erfüllt einen Wunsch eines Mitmenschen, das hat mit Zwang nichts mehr zu tun. Nicht erziehen heißt ja auch nicht, dass man sich nicht kümmert. „Erziehung“ wird einfach durch „Beziehung“ ersetzt und in einer Beziehung ist man auch füreinander da.

Zitat von 55555:
Ein Gärtner ist ja schon wer, der eine gewisse absolute Macht über andere Wesen ausübt. Ich kann mir denken, daß er das meinte.


Richtig.

Zitat von zoccoly:
Ich möchte nicht all das wiederholen, was azrael schon nannte, man kann natürlich immer unterstellen, dass sich der Erwachsene in eine übergeordnete Position begibt, es existiert aber auch eine demokratische Erziehung, was glaubst du, wie oft ich von meinen Kindern überstimmt wurde.


Eine demokratische Erziehung ist aber auch nicht das Gleiche. Ich bin da auch sehr kritisch, da ein in einer Demokratie überstimmter Mensch auch durchaus in einer Lage befinden kann, wo er sich in seinen Bedürfnissen nicht respektiert fühlt. Sinnvoller ist es da, die gewaltfreie Kommunikation anzuwenden, damit jeder seine Bedürfnisse äußern kann und man sich so einigen kann, dass sich keiner zu sehr benachteiligt fühlt. Generell ist eine demokratische Erziehung natürlich schon ein weiter Fortschritt gegenüber anderen Erziehungsmethoden, aber es ist immer noch eine Erziehung und keine reine Beziehung.

Zitat:
Mit den krankhaften Auswüchsen ist natürlich nicht ein autistisches Kind gemeint, im Übrigen fand ich diese Erziehung total problemlos. Ein Kind wächst aber in einem Umfeld auf. Wenn dieses als Mutprobe einen Diebstahl verlangt, am besten noch bei einer Oma, "die ja eh nichts checkt" und das Kind diesen tätigt, sehe ich das als eine Situation an, in der sich der Erwachsene gegenüber dem Kind positionieren muss. Wie in dem Beispiel mit dem Baum erwähnt, wird dieser Fall mit großer Wahrscheinlichkeit nicht auftreten.


Wie würdest Du handeln, wenn nicht Dein Kind, sondern ein gleichaltriger Freund von Dir diesen Diebstahl begangen hätte? Natürlich darf man seinem Kind gegenüber auch als nichterziehender seine Position dazu deutlich machen (wie man es eben grundsätzlich bei Menschen macht, zu denen man eine Beziehung pflegt), genauso sollte man es auch ernst nehmen, wenn das Kind sich zu einem Verhalten positioniert, dann wird das Kind die Position auch ernst nehmen und darüber nachdenken. Verbiete dem Kind hingegen einfach nur zu klauen und es wird heimlich klauen.
Und es ist richtig, dass dieser Fall, sofern man das Kind nicht durch autoritäres Verhalten verstört hat, sehr wahrscheinlich eh nicht eintreten wird.

Zitat von Bluna:
Also ich kann da für nichts garantieren,ob sich das bei mir alles gewaltfrei anhören würde.
Wenn ich zum Beispiel den Eindruck hätte,dass eines meiner Kinder sich gerade einem Löwen zum Fraß vorwirft,dann ist mir das egal,ob in diesem Moment mein Kind den Eindruck hat,dass meine Stimme hysterisch klingt.
Mir sind dann auch seine pesönlichen Ambitionen egal,warum es das tut.
Ich würde auch nicht sagen:Kind ich habe den Eindruck,dass...
Oder:Mach erst mal deine eigenen Erfahrungen...
Dies ist eine überzogene Darstellung ,stellvertretend für alltägliche Situationen,in denen sich Eltern und Kinder befinden.
Wo wäre das dann einzuordnen?


Auch Dir stelle ich die Frage, wie Deine Reaktion wäre, wäre es nicht Dein Kind sondern ein gleichaltriger Freund?
Wenn ein geliebter Mensch sich in eine Gefahr begibt, ist eine emotionale Reaktion meines Erachtens nach völlig normal. Wichtig ist es nur, dass Du danach, wenn sich die Lage beruhigt hast, ein sachliches Gespräch über die Situation führst und das Kind verstehen kann, warum Du so reagiert hast und warum Du Angst um das Kind hattest. Seine Mitmenschen zu schützen zu wollen, egal ob eigenes Kind oder ein erwachsener Freund o.ä. ist völlig selbstverständlich und ganz bestimmt keine formende Maßnahme.


Hach, diese Diskussion finde ich richtig angenehm. Ich habe es bisher selten erlebt, so konstruktiv und sachlich mit anderen diskutieren zu können. Mir gefällt es richtig gut hier.

Autisti ist lieb.
27.05.09, 19:25:13
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Bluna
(stillgelegt)

Die Lagebesprechung nach solchen Situationen ist ja auch wichtig ,um die Zusammenhänge darzustellen.Die Kunst ist wohl auch,seine eigenen Ängste nicht im Kind zu schüren.Das finde ich furchtbar gemein,wenn sowas gemacht wird.Das ist für mich mit das Allerschlimmste ,was man einem Kind antun kann,wenn man ihm irgendwelche Ängste einprägt.

[Gesperrt wegen mutmaßlicher übler Nachrede im Forum, die auf Widerspruch auch noch [url="topic.php?id=3174"] bekräftigt[/url] wurde. In diesem Forum kann kein Raum für mutmaßliche Straftaten sein. Daher erfolgt die Sperrung bis versichert wird, daß die gemachte Behauptung und üble Nachrede allgemein im Forum künftig unterlassen werden wird oder dem Admin per Email bewiesen wird, daß die gemachte Aussage richtig war, mfg [55555]]
27.05.09, 19:46:04
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zoccoly
(Autistenbereich)

Mir kommt es so vor, dass es in den Ansichten keine Widersprüche gibt, sondern nur in der Begriffsbestimmung.

Zitat von Alabama Man:
Eine demokratische Erziehung ist aber auch nicht das Gleiche. Ich bin da auch sehr kritisch, da ein in einer Demokratie überstimmter Mensch auch durchaus in einer Lage befinden kann, wo er sich in seinen Bedürfnissen nicht respektiert fühlt. Sinnvoller ist es da, die gewaltfreie Kommunikation anzuwenden,


Unter demokratischer Erziehung verstehe ich, dass ich z.B. am Freitag mit meinen Kindern das Wochenende plante. Jeder äußerte seine Wünsche und begründete diese. Also wusste jeder über jeden Bescheid. Nun ist es nun aber auch so, dass auch danach unterschiedliche Ansichten bestehen, also diskutierten wir und stimmten danach ab. Auf diese Weise wurde jeder Wunsch mal erfüllt, natürlich nicht gleichzeitig, da das nicht geht.

Zitat:
Wie würdest Du handeln, wenn nicht Dein Kind, sondern ein gleichaltriger Freund von Dir diesen Diebstahl begangen hätte?


Ich habe mich auch gegenüber den Freunden positioniert.
Das fing ungefähr so an "Was glaubst du, wie sich die Oma fühlt?"....., dann meine Position "Es war ihre Rente. Wovon soll sie in diesem Monat leben?... Konnte ihnen dann allerdings nicht sagen "Ich kann es dir nicht abnehmen,du gehst sofort zu der Oma und....." Beim Freund folgte nur die Empfehlung.
Es kann aber nicht ganz verkehrt gewesen sein, denn gerade als Jugendliche kamen sie und haben nächtelang mit mir über ihre Probleme gesprochen.

Zitat:
Verbiete dem Kind hingegen einfach nur zu klauen und es wird heimlich klauen.


Das ist ein Verbot und keine Erkenntnis, wie soll ein Kind etwas verstehen?


stillgelegt
27.05.09, 20:05:40
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

geändert von: 55555 - 27.05.09, 20:11:00

Ich stehe im Grunde weitgehend hinter den Grundideen der "Antipädagogik". Daher weiß ich im Moment gar nicht recht, was ich hier sinnvoll diskutieren könnte. zwinkern

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
27.05.09, 20:10:44
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Alabama Man
(Autistenbereich)

geändert von: Alabama Man - 27.05.09, 20:39:22

Zitat von zoccoly:
Mir kommt es so vor, dass es in den Ansichten keine Widersprüche gibt, sondern nur in der Begriffsbestimmung.


Stimmt, die Ansichten bei demokratischer Erziehung und Antipädagogik sind sich wirklich sehr ähnlich und unterscheiden sich nur in wenigen Punkten.

Zitat:
Unter demokratischer Erziehung verstehe ich, dass ich z.B. am Freitag mit meinen Kindern das Wochenende plante. Jeder äußerte seine Wünsche und begründete diese. Also wusste jeder über jeden Bescheid. Nun ist es nun aber auch so, dass auch danach unterschiedliche Ansichten bestehen, also diskutierten wir und stimmten danach ab. Auf diese Weise wurde jeder Wunsch mal erfüllt, natürlich nicht gleichzeitig, da das nicht geht.


Waren denn alle damit einverstanden?

Zitat:
Ich habe mich auch gegenüber den Freunden positioniert.
Das fing ungefähr so an "Was glaubst du, wie sich die Oma fühlt?"....., dann meine Position "Es war ihre Rente. Wovon soll sie in diesem Monat leben?... Konnte ihnen dann allerdings nicht sagen "Ich kann es dir nicht abnehmen,du gehst sofort zu der Oma und....." Beim Freund folgte nur die Empfehlung.
Es kann aber nicht ganz verkehrt gewesen sein, denn gerade als Jugendliche kamen sie und haben nächtelang mit mir über ihre Probleme gesprochen.


Genau darauf zu verzichten ist aber meines Erachtens sinnvoll. Das Kind könnte nachdem es sich die Position angehört hat, auch selbst auf die Idee kommen, sich bei der Oma zu entschuldigen, oder es fragt Dich, was es Deiner Meinung nach am besten tun sollte oder zur Not kann man immernoch sagen, wie man selbst in der Situation handeln würde, wobei das auch schon fast manipulativ ist, wenn das Kind kein Interesse daran verkündet. Aber kein Kind wird dabei ein gutes Gewissen haben (wenn es nicht schon verstört ist).

Hierzu möchte ich gerne etwas aus einem Artikel aus „Das Magazin“ aus der Schweiz zitieren:

Zitat:
«Wir sollten die Möglichkeiten der Kinder nicht missachten, genauso wenig, wie wir ihre Grenzen missachten sollten», sagt Gruen und erklärt am Beispiel einer Eipo-Mutter in West-Neuguinea, wie er sich das vorstellt: «Der Junge isst eine Wasserbrotwurzel, das Mädchen greift danach, beide fangen an zu weinen. Die Mutter kommt dazu, beide Kinder lächeln sie an. Der Junge reicht ihr von sich aus die Wurzel, sie bricht sie in zwei Teile und» –, Gruen unterbricht sich: «Was würden wir wohl in einer ähnlichen Situation tun?»
Er gibt die Antwort gleich selber: «Jedem Kind ein Stück geben, nicht? Und dabei würden wir uns vorbildlich fühlen, weil wir glauben, den Kindern so das Teilen beizubringen. Nicht so die Eipo-Frau. Sie gab beide Teile dem Jungen zurück. Der betrachtet sie einen Moment und gibt dann eines seiner Schwester.»
Diese Eipo-Mutter versetzte sich in ihr Kind hinein, sie respektierte seinen Willen und seine Gefühle. Mit ihrem Handeln schuf sie einen Verhaltensraum für den Jungen. Er machte, was er machte, weil er das selber so wollte, nicht aus Gehorsam. Voraussetzung für sein selbstbestimmtes Handeln war, dass die Mutter ihrem Kind das Vertrauen schenkte. Diese Mutter redete «die Sprache des Herzens», wie Gruen das ausdrückt. Eine Sprache, die er bei uns kaum hört und sieht.



Zitat:
Das ist ein Verbot und keine Erkenntnis, wie soll ein Kind etwas verstehen?


Eben.

Autisti ist lieb.
27.05.09, 20:37:57
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zoccoly
(Autistenbereich)

geändert von: zoccoly - 27.05.09, 21:22:21

Zitat von Alabama Man:
Waren denn alle damit einverstanden?


ja

Löse bitte mal folgendes Problem antipädagogisch, damit ich eine Vorstellung habe. Versetzen wir uns erstmal in vergangene Zeiten. Meine Tochter 3 Jahre möchte unbedingt in den Zoo, mein Sohn 6 Jahre (Autist) möchte unbedingt das Geschenk basteln für die Oma, die in einem Monat Geburtstag hat und ich brauche dringend einen ruhigen See, uns steht nur der Samstagvormittag zur Verfügung.

Zitat:
Genau darauf zu verzichten ist aber meines Erachtens sinnvoll. Das Kind könnte nachdem es sich die Position angehört hat, auch selbst auf die Idee kommen, sich bei der Oma zu entschuldigen, oder es fragt Dich, was es Deiner Meinung nach am besten tun sollte oder zur Not kann man immernoch sagen, wie man selbst in der Situation handeln würde, wobei das auch schon fast manipulativ ist, wenn das Kind kein Interesse daran verkündet. Aber kein Kind wird dabei ein gutes Gewissen haben (wenn es nicht schon verstört ist).


Was glaubst du wie viele Kinder demokratisch erzogen werden?
Was glaubst du wie viel Zeit es braucht, bis sie begreifen es ist scheinbar besser zu lügen, damit sie keine Sanktionen bekommen?
Ist es nicht besser zu fragen, wenn sie von anderer Seite nur ein Verbot erhalten und nichts erklärt bekommen?

Zitat:
Hierzu möchte ich gerne etwas aus einem Artikel aus „Das Magazin“ aus der Schweiz zitieren:


weise, ich mein natürlich die Handlung


stillgelegt
27.05.09, 21:08:37
Link
Bluna
(stillgelegt)

An Zoccoly:Was bedeutet in diesem Zusammenhang:"weise"

[Gesperrt wegen mutmaßlicher übler Nachrede im Forum, die auf Widerspruch auch noch [url="topic.php?id=3174"] bekräftigt[/url] wurde. In diesem Forum kann kein Raum für mutmaßliche Straftaten sein. Daher erfolgt die Sperrung bis versichert wird, daß die gemachte Behauptung und üble Nachrede allgemein im Forum künftig unterlassen werden wird oder dem Admin per Email bewiesen wird, daß die gemachte Aussage richtig war, mfg [55555]]
27.05.09, 21:12:58
Link
haggard
(Autistenbereich)

Zitat:
Aber kein Kind wird dabei ein gutes Gewissen haben (wenn es nicht schon verstört ist).

woher nimmt das antipädagogisch ERZOGENE kind diese "erkenntnis"? gutes gewissen - schlechtes gewissen - was soll das?
27.05.09, 21:13:51
Link
Alabama Man
(Autistenbereich)

geändert von: Alabama Man - 27.05.09, 21:27:37

Zitat von zoccoly:
Zitat von Alabama Man:
Waren denn alle damit einverstanden?


ja


Dann ist das auf jeden Fall eine sehr gute Lösung.

Zitat:
Was glaubst du wie viele Kinder demokratisch erzogen werden?
Was glaubst du wie viel Zeit es braucht, bis sie begreifen es ist scheinbar besser zu lügen, damit sie keine Sanktionen bekommen?
Ist es nicht besser zu fragen, wenn sie von anderer Seite nur ein Verbot erhalten und nichts erklärt bekommen?


1. Nicht viele.
2. Der Zeitraum wird wohl unterschiedlich sein, kann ich nicht sagen.
3. Die Frage verstehe ich nicht.

Zitat:
weise, ich mein natürlich die Handlung


So ein Vertrauen zu haben, ist natürlich keine leichte Sache. Das geht es dann auch für einen Persönlich wirklich ans Eingemacht und es kostet sicherlich den meisten Eltern viel Überwindung. Ich müsste da auch erstmal an mir arbeiten. Dennoch wird sich ein solches Vertrauen auf jeden Fall lohnen.

Zitat von azrael:
Zitat:
Aber kein Kind wird dabei ein gutes Gewissen haben (wenn es nicht schon verstört ist).

woher nimmt das antipädagogisch ERZOGENE kind diese "erkenntnis"? gutes gewissen - schlechtes gewissen - was soll das?


Von welcher Erkenntnis sprichst Du? Ich verstehe die Frage nicht.
Mein Gewissen wurde mir jedenfalls nicht anerzogen. Ich denke, dass jeder Mensch einfach spürt, wenn er einem anderen Menschen (oder Wesen) ein Unrecht getan hat, zumindest so lange, bis der Mensch gelernt hat, sein Gewissen zu unterdrücken.
Das „ERZOGENE“ halte ich für fehl am Platze. Antipädagogik ist keine Alternativpädagogik bzw. Nichterziehung ist keine Alternativerziehung. Genauso wie Antifaschismus kein Alternativfaschismus ist, auch wenn manche Leute, die sich Antifaschisten nennen, da durchaus einen anderen Eindruck machen.

Autisti ist lieb.
27.05.09, 21:21:28
Link
zoccoly
(Autistenbereich)

@ Bluna

Ich finde die Handlung der Mutter weise und ich verwende den Begriff nur, wenn ich die Handlung oder Einstellung eines Menschen als sehr weitsichtig und reif einschätze.

@ Alabama Man

Zu 3. Wenn die Eltern das Kind strafen, es nichts erklärt bekommt, sein eigenes Werteverständnis in "Schieflage" ist, es lügt, um Sanktionen zu vermeiden und sein Denken bei den Sanktionen ist und schon längst nicht mehr bei der Oma, ist es dann nicht besser zu fragen "Was glaubst du wie sich die Oma jetzt fühlt....?

entschuldigt das Nacheditieren, ich muss euch ja ganz durcheinander gebracht haben

stillgelegt
27.05.09, 21:33:34
Link
Alabama Man
(Autistenbereich)

@ zoccoly

Ah, klar. Selbstverständlich ist das besser. Ich bezog meine Aussage mit dem Verzichten auch nur auf das „Du gehst jetzt zu der Oma …“, hatte mich wohl falsch ausgedrückt. Deswegen auch der zitierte Teil des Artikels über die Eipo-Mutter.

Autisti ist lieb.
27.05.09, 21:42:27
Link
zoccoly
(Autistenbereich)

geändert von: zoccoly - 27.05.09, 22:07:57

ok, bevor ich aber sagte, du gehst jetzt zur Oma, stellte ich klar, dass ich es dem Kind nicht abnehmen kann, das finde ich ganz wichtig, damit es lernt Verantwortung zu übernehmen.

Ich möchte die Frage von azrael noch mal aufgreifen
Wodurch hat ein Kind ein Gewissen?
Du sagst, wenn ich dich richtig verstanden habe, es ist gegeben.
Nehmen wir folgendes Beispiel, auch wenn es mir jetzt nicht auf die genaue Zeit ankommt. Kinder in einem bestimmten Alter ich glaube, 1-1,5 Jahre kommen in die Phase wo sie beißen, in den Haaren ziehen, mit Bausteinen werfen und andere Kinder damit ernsthaft verletzen können. Wenn ich dich richtig verstanden habe, dürften sie das eigentlich nicht, da es ihr Gewissen verbietet, oder der Erwachsene sollte nicht eingreifen und sie sammeln ihre eigenen Erfahrungen, da ja irgendeiner zurückbeißen wird und sie dann zu einer Selbsterkenntnis kommen.Verstehe ich dich richtig?
Dann sollte auch ein Kind getrost auf die heiße Herdplatte fassen?
Ich halte es eher mit Erklärungen.
Kannst du mir noch die Antipädagogik an meinem Beispiel von 21.08.Uhr erklären?

stillgelegt
27.05.09, 22:07:01
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