"Behindi" oder "Spasti" sind KEINE Verniedlichungen! Aus linguistischer Sicht handelt es sich um den Diminutiv, welcher MEIST, jedoch nicht IMMER zum Ausdruck einer Verniedlichung gebraucht wird.
Wenn ich jemanden "Spasti" nenne, möchte ich damit nicht ausdrücken, dass ich seine Spastiken irgendwie hübsch und niedlich finde(?!), sondern ich möchte ihn eindeutig beleidigen. Hier kommt der Diminutiv also zur Anwendung, um aus einem neutralen Wort (Spastiker) eine Beleidigung (Spasti) zu bilden.
Nach welcher linguistischen Form sich das beleidigende Wort vom neutralen Stammwort ableitet ist meiner Meinung nach überhaupt nicht relevant für eine Frage, bei der es darum ging, wieso ein Begriff, welcher von einem neutralen Wort abstammt (und ergo etymologisch eine neutrale Bedeutung hat), beleidigend gebracht bzw als beleidigend empfunden wird.
Mein Beispiel nennt ein weiteres als beleidigend empfundenes Wort, welches sich ebenfalls von einem neutralen "Stammwort" ableitet, ergo eine neutrale Grundbedeutung hat, und dennoch beleidigend ist. Ich sehe hier sehr viele Übereinstimmungen in allen relevanten Punkten und keinen wirklichen Grund, es als unzureichendes Beispiel zu bezeichnen.
Zitat:
Aber deswegen muß man doch nicht gleich einen an sich neutralen Begriff ganz für schlimm erklären. Wie findest du nebenbei gefragt den Begriff "Mohr"?
Das ist ja das, was ich zu erklären versuche - dass der Begriff "Neger" absolut NICHT "an sich neutral" ist. Neutral ist lediglich das Stammwort, von dem der Begriff hergeleitet wird. Es gibt aber in jeder Sprache viele viele Wörter, deren eigentliche Bedeutung sich im Laufe der Zeit ändert.
So kommt beispielsweise der in Süddeutschland/Österreich verwendete Gruß "Servus!" aus dem Lateinischen und hat eigentlich die Bedeutung "Ich will dir ein Diener/Sklave sein". Kein Mensch, welcher heute "Servus" sagt, möchte jedoch DIESE Aussage damit machen, und es wird auch keiner so auffassen und mit "Putz mir die Schuhe" antworten, jetzt mal überspitzt gesagt.
Oder denk mal an das Wort "Weib", was früher nur "Frau" bedeutete und allgemein gebräuchlich war, heute ausschließlich in negativem Kontext verwendet wird.
Ziemlich genauso wie bei diesen Beispielen ist es mit dem Wort "Neger", so gut wie keiner möchte in der heutigen Zeit damit schlicht und einfach aussagen, dass sein Gegenüber eine schwarze Hautfarbe hat, sondern man gebraucht das Wort in nahezu ausschließlich negativem Kontext. Möchte jemand dann doch die ursprüngliche Bedeutung damit ausdrücken, wird er missverstanden und der Gesprächspartner fühlt sich schwer beleidigt.
"Mohr" ist ein veraltetes Wort und heute nicht mehr gebräuchlich, dennoch hat es eine leicht abwertende Bedeutung, auch wenn es auch aufgrund des geringeren Gebrauchs bei weitem nicht so negativ besetzt ist wie "Neger". Trotzdem, der "Sarotti-Mohr" wurde aus Wunsch zur "political correctness" zum "Magier" etc... Ich würde niemanden "Mohr" nennen, schon gar nicht "Neger" genauso wenig wie ich es schön fände, wenn mich jemand als "Weib" bezeichnet, und wenn der noch so sehr darauf beharrt, dass es ja "eigentlich nur Frau heißt".
Was möchtest du eigentlich mit dem Bibelzitat bezwecken? Dass in der Bibel eine ziemlich altmodische Variante der deutschen Sprache gebraucht wird, weiß man ja. "Weib" steht ja auch oft genug drin... wenn man weiß, dass es sich um einen alten Text handelt, wird sich darüber auch kaum jemand aufregen. Aber wie gesagt, Wortbedeutungen ändern sich.
Zitat:
Zitat:
Zitat: Infolge dessen brachten bzw. bringen die Schwarzen dieses Wort "Neger" mit der jahrhundertelangen abwertenden Haltung der Weißen gegenüber ihnen in Verbindung.
Das mag schon sein, aber ich finde es übertrieben.
Ääähm... überlege besser mal, bevor du leichtfertig irgendwelche Aussagen machst.
Man könnte die Frage stellen: Was maßt du dir an, das als "übertrieben" zu bezeichnen?
Ich meine, wurden du und deine Vorfahren aus der Heimat entführt, verkauft, versklavt, unterdrückt und diskriminiert?
Wurdet ihr als Untermenschen behandelt, wurden euch die Kinder und Ehepartner weggenommen, konnte man euch einfach Gliedmaßen abhacken, euch foltern, euch umbringen wie man Lust hat, nur, weil ihr zufällig eine andere Hautfarbe habt?
Und das ist nicht lange her, es ging bis über die Mitte des erst kürzlich vergangenen 20. Jahrhunderts so, ich kenne genügend Leute, die Rassismus am eigenen Leib erfahren haben.
Wenn diese Leute sich dann nach Jahrhunderten endlich langsam in Richtung Gleichgstellung durchgekämpt haben, haben sie, würde ich mal sagen, garantiert das Recht, zu verlangen, dass sie nicht mehr die "Nigger" und "Neger" der Weißen sein wollen und auch bitte nicht mehr so genannt werden möchten. Überleg dir mal, was für immenses, unglaubliches Unrecht an schwarzen Völkern begangen wurde, wofür die eigentlichen Täter nie zur Rechenschaft gezogen wurden.
Denkst du ernsthaft, du oder irgendjemand sonst hätte da irgendwie das Recht, diesen kleinen Anspruch, den sie stellen (nämlich den, nicht mehr "Neger" genannt werden zu wollen) als "übertrieben" zu bezeichnen? Ich glaube wohl weniger.
Zitat:
Finde ich nicht und ich finde eben, daß die Flucht vor eigentlich neutralen Begriffen ein Anliegen wie vorliegend unfreiwillig lächerlich macht.
Irgendwie scheinst du zu vergessen, dass die menschliche Sprache im stetigen Wandel befindlich ist. Es GIBT KEINE "eigentlich neutralen Begriffe"! Und niemand flüchtet hier vor irgendwas.
Die Bedeutung eines Wortes erschließt sich nicht dadurch, dass man analysiert, wie sich jenes Wort entwickelt hat und aus welcher Sprache es irgendwann einmal entlehnt wurde und dann die Bedeutung, die es irgendwann einmal in dieser Sprache hatte, auf die heutige Zeit überträgt. Das funktioniert so nicht!
Was zählt, ist, wie sich die Bedeutung im Laufe der Zeit gewandelt(!) hat und wie die heutige(!) Bedeutung lautet. Und bei "Neger" lautet die heutige Bedeutung ganz klar "Abwertende Bezeichnung für einen Menschen dunkler Hautfarbe", kann man in jedem Wörterbuch nachlesen.
Folgt man deiner Argumentation, könnte man ewig so weiter machen und nach einer sorgfältigen Analyse unserer Sprache würde dann keiner mehr den anderen verstehen bem Versuch, alle Wörter nach ihrer "ursprünglichen Bedeutung" zu gebrauchen...
Und wenn wir schon mal dabei sind, auch das lateinische Stammwort wurde irgendwann einmal irgendwo entlehnt und auch das hat sich wiederum aus irgendeiner anderen Sprachform entwickelt und wer weiß, ob die absolut ursprüngliche Bedeutung des Ur-ur-ur-ur-Stammwortes von "Neger" nicht wieder komplett und absolut anders lautet? Vielleicht hat das Wort, aus dem sich das heutige deutsche Wort "Neger" im Laufe von Jahrtausenden entwickelt hat, ja irgendwann mal "grüne Bohnen" bedeutet, das weiß doch keiner, und wenn man bei allen Worten so anfangen würde, wo kämen wir da hin?
Zitat:
Wobei es in dem Fall heute auch andere inhaltliche Zweifel am Begriff der Menschenrassen gibt, bei nichtmenschlichen Lebewesen ist der Begriff jedoch weiter unhinterfragt.
Auch hier muss ich zum Teil widersprechen. Beleuchtet man die Frage vom Standpunkt der Biologie, sieht es anders aus. Zum Ersten verwendet man im Deutschen den Begriff "Rasse" meist nur in Bezug auf Tiere oder Pflanzen, welche vom Menschen gezielt auf bestimmte Merkmale hin gezüchtet wurden. Da das bei Menschen nie passiert ist, wäre es aus dieser Sicht tatsächlich seltsam, von "Rassen" zu sprechen.
Weiterhin bestehen zahlreiche biologische Begriffe (Ordnung, Überfamilie, Familie, Unterfamilie, Gattung, Art, System etc). Hier existieren einige Streitthemen, wie viele Menschenarten es nun tatsächlich gab, ob und mit welcher Häufigkeit eine Kreuzung zwischen unterschiedlichen Arten stattfand etc. Der moderne Mensch wird jedoch ausnahmslos zur Art homo sapiens gerechnet und weist lediglich einige phänotypische Unterschiede auf (Hautfarbe, minimale Abweichungen bei der Körpergröße, Haarstruktur und -Farbe, etc). Es gibt ja auch verschiedene Tiere der gleichen Tierart und sogar Haustierrasse, welche in Bezug auf Größe und Farbe ein paar Unterschiede aufweisen. Ein weißes und ein braunes Kaninchen können der gleichen Art und auch der gleichen Rasse angehören.
Also ist Farbe allein nicht das entscheidende Merkmal, nach dem man Arten, Gattungen oder Rassen trennen könnte. Der Übergang ist tatsächlich nicht genau definiert, deshalb stellt sich die "Rassenfrage" tatsächlich auch im Tierreich häufig. Es passiert nicht zu selten, dass Züchter von Haustieren oder auch von Pflanzen eine neue Rasse gezüchtet haben wollen, jedoch muss diese auch offiziell als Rasse anerkannt werden, was nicht zu selten Streitfragen aufwirft. Genauso ist es in der Biologie oft ein Hin und Her, Tiere richtig "einzuordnen" und zu bestimmen, ob es sich denn hier nun um 2 verschiedene Arten handelt oder nur um regional unterschiedliche Phänotypen ein und der selben Art...