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Autor Nachricht
55555
(Fettnäpfchendetektor)

Nicht, daß das Mediziner irgendwann einfach so auf Autisten übertragen und mit dem Argument Umerziehung vorantreiben?
Zitat:
Immer mehr soziale Netzwerke tummeln sich im Internet, doch viele Menschen sind dennoch sehr allein. Forscher fanden nun heraus, dass sich soziale Isolation genauso negativ auf die Gesundheit auswirkt wie Rauchen oder Übergewicht.
Einsamkeit ist nach einer neuen Studie etwa so schädlich wie Rauchen oder Fettsucht. Ärzte und andere Gesundheitsexperten sollten daher das soziale Umfeld ebenso ernst nehmen wie Tabakkonsum, Ernährung und Sport. Das schließen Forscher aus einer Analyse von 148 Studien zum Sterberisiko, die Daten von über 300.000 Menschen vor allem in westlichen Ländern erfassten.
Demnach haben Menschen mit einem guten Freundes- und Bekanntenkreis eine höhere Lebensdauer als Menschen mit einem geringen sozialen Umfeld. Der Effekt sei in etwa so groß wie der vom Rauchen, und er übertreffe viele andere Risikofaktoren wie Übergewicht oder Bewegungsmangel.

[...]

Den größten Effekt aller gemessenen Faktoren hatte die allgemeine soziale Integration, am wenigsten ausschlaggebend war, ob die Menschen allein oder mit anderen zusammen lebten.

Das soziale Umfeld habe Auswirkungen auf den Umgang mit der eigenen Gesundheit und auf psychologische Prozesse wie Stress und Depressionen, erläutern die Forscher. Einige Studien hätten gezeigt, dass Kontakte das Immunsystem stärken.

Quelle

Was meint ihr inwieweit dies auf Autisten übertragen werden kann? Einsam fühlen sich zumindest einige und sozial integriert sind viele auch oft nicht so gut, ebenso wie ähnliche Minderheiten.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
28.07.10, 08:15:45
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akinoM
(Autist)

Zitat von 55555:

Was meint ihr inwieweit dies auf Autisten übertragen werden kann?


Meiner Meinung nach, gar nicht
28.07.10, 13:27:52
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Bicycle
(Autistenbereich)

Es ist ein rießiger Unterschied, ob man sich einsam UNWOHL fühlt oder einsam wohl fühlt.
Wenn ich "Aktion" brauch, dann geh ich zum nächsten Supermarkt und schau mich da etwas um, das reicht dann aber auch wieder für die nächsten Tage/Wochen.
Ich fühl mich "einsam" wohl. Wobei ich nicht ganz einsam bin, ich hab meine Eltern und mein Bruder.

Raucher sind "Krank".
Autisten sind nicht "Krank", wenn sie einsam sind.
Übergewichtigkeit ist auch wieder eine "Krankheit".
Krank und Krankheit deshalb in Anführungszeichen, weils eine Auslegungssache ist, wann man krank ist und wann nicht.
Und nicht das sich jetzt manche Raucher angegriffen fühlen, Rauchen = Sucht und Sucht = Krankheit.
Das meine ich mit krank und nicht das Raucher in einen anderen Sinne krank sind.

Also wie gesagt, ich finde das passt nur, wenn man sich unwohl, einsam, fühlt.
Eigentlich ist das fast schon eine Frechheit von den Ärzten/Wissenschaftlern, was die mittlerweile alles als schädlich definieren.
Für jeden Menschen ist etwas anderes schädlich.
28.07.10, 14:58:43
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PetraT.
(Angehörigenbereich)

Ich bin mir ganz sicher, dass ein Autist auch soziale Kontakte braucht.
Die Kontakte beschränken sich meist auf wenige Personen und auf eher seltene Besuche und Gespräche, dennoch ist der Wunsch da.

Mein ältester Sohn hatte bis zum Erwachsenenalter kaum den Wunsch nach Anderen. Ab dem 16. Lj hat sich das etwas geändert.

Meine beiden anderen Jungs wollten immer den Kontakt zu Anderen, konnten aber die "Freundschaft" nur wenige Tage aufrechterhalten bis sie von den Anderen stets beendet wurde. Das hat sie irgendwann so frustriert, dass sie im Alter von 8-16 J. keine Kontakte mehr suchten.
Auch war jeder der sie nur mal freundlich grüßte ein "Freund". Meist waren das sogenannte "Außenseiter" oder wesentlich jüngere Kinder als sie.

Ich habe Jahre gebraucht um ihnen die Begriffe "Freund", "Bekannter", "Falscher Freund" usw. zu vermitteln.
Heute haben sie Kontakte, diese sind aber nur dann möglich wenn sie es selbst wollen. Wenn andere sie spontan besuchen wollen geht das kaum und wenn doch, merkt man ihnen an, dass sie sich unwohl fühlen. Wollen sie nach Wochen oder Monate der Einsamkeit andere besuchen und diese haben keine Zeit oder Lust, sind sie tief enttäuscht. Noch wohnen sie zu Hause, sind somit nicht isoliert, ich mache mir aber große Sorgen wie das in der Zukunft, wenn sie mal ausgezogen sind sein wird.
Kontakte im Internet haben sie viele.

LG
28.07.10, 15:41:34
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Bicycle
(Autistenbereich)

Zitat von PetraT.:
Ich bin mir ganz sicher, dass ein Autist auch soziale Kontakte braucht.
Die Kontakte beschränken sich meist auf wenige Personen und auf eher seltene Besuche und Gespräche, dennoch ist der Wunsch da.


Allerdings reicht manchmal die reine Anwesenheit von Personen.
Deshalb geh ich gerne in Supermarkt. Da kann ich wieder raus gehen wenn ich genug hab und wenn ich mit jemanden reden will, dann kann ich einfach eine/n Verkäufer/in ansprechen und irgendwas sagen.

Das mit den "einmal grüßen = Freund" war bei mir auch, bis es mir mal ein Freund gesagt hat.
Ich hab sogar Kumpels von meinen Freunden als Freund gesehn, nur weil ich sie einmal kurz gesehn hab und nicht mal gegrüßt hab.
Feststellen, wer wirklich ein "richtiger" Freund ist und wer nur ein "Freund" ist, kann ich bis heute nur kaum, seitdem es mir ein "Freund" mal erklären wollte, wer ein Freund ist und wer nicht.

Freunde am PC sind mir ehrlich gesagt zur Zeit um eines Lieber als reale Freunde.
Wenn ich am PC mit einen dieser Freunde chat, dann kann ich sagen "Sorry, bin müde" und geh wieder.
Allerdings hab ich dort auch nur einen "richtigen" Freund.
Er ist für mich wie ein großer Internet-Bruder. Er ist mittlerweile 18, also so alt wie mein Bruder und ist somit 1 1/2 älter.
Ich kenn ihn seit er 16 ist und ist auch der einzige mit den ich so zimmlich fast jeden Tag schreib, außer er ist nicht online oder muss irgendwas machen, wo er nicht neben bei schreiben kann.

Wollts nur gesagt haben, das es in meinen Augen nicht schlimm ist, wenn man im Internet mehr Freunde hat, als im realen Leben.
28.07.10, 16:18:12
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PetraT.
(Angehörigenbereich)

geändert von: [55555] - 28.07.10, 17:40:42

[Zitierformatierung hergestellt und Zitate gekürzt, zuvor war fast durchweg im Zitat geantwortet worden, mfg [55555]]

Zitat von Bicycle:
Wenn ich "Aktion" brauch, dann geh ich zum nächsten Supermarkt und schau mich da etwas um, das reicht dann aber auch wieder für die nächsten Tage/Wochen.
Ich fühl mich "einsam" wohl. Wobei ich nicht ganz einsam bin, ich hab meine Eltern und mein Bruder.

Das meinte ich mit wenigen sozialen Kontakten und da bin ich mir auch sicher, dass du dich wohl fühlst. NTs ist das zu wenig.
Zitat:
Eigentlich ist das fast schon eine Frechheit von den Ärzten/Wissenschaftlern, was die mittlerweile alles als schädlich definieren.

Als Frechheit finde ich das von den Ärzten nicht, denn da wird die Allgemeinheit angesprochen. Wenn die Mehrzahl der Menschen soziale Kontakte braucht dann ist die Aussage nicht unbedingt falsch. Ärzte sagen, das Rauchen sei schädlich, aber nicht jeder Raucher wird davon krank, das kann man also auch nicht verallgemeinern und trotzdem ist die Aussage der Ärzte richtig.

Ich (NA) war einige Zeit durch Kindererziehung und Umzug sozial isoliert. Ich nahm Rücksicht auf meinen Mann (AS) und meine 3 Kinder (AS) die ihre Routine brauchten und Besuch sie überfordern würde. Das (nur)gelegentliche Treffen mit Freunden wurde mir nicht gerecht, ich hatte das Gefühl nur noch für meine Familie da zu sein und zu funktionieren. Mir fehlte das Zusammensein mit Menschen die mich verstehen und das Gefühl zu haben, dass an mich und meine emotionalen Bedürfnisse gedacht wird. Mich hat diese Isolation krank gemacht, konnte nur noch schlecht schlafen, wog nur noch 48kg bei 172cm.
Zitat:
Für jeden Menschen ist etwas anderes schädlich.

Das stimmt.
28.07.10, 16:23:53
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drvaust
(stillgelegt)

Ich bin der Meinung, daß das Zitat grundsätzlich richtig ist, auch für Autisten.
Aber Alleinsein ist nicht gleich Einsamkeit, für jeden Menschen ist das etwas anders.
Ich denke, viele Menschen sterben auch durch Einsamkeit. Wenn der Partner und Freunde gestorben sind und die Verwandten weit weg, dann ist der Tod nahe. Auch in jungen Jahren kann Einsamkeit krank machen.

Ich mußte nach meinem Studium zur Arbeit in eine andere Stadt ziehen. Von der vertrauten Großstadt, mit Verwandten, Freunden und Bekannten, in eine fremde Kleinstadt. Ich wußte kaum, wie ich Kontakte knüpfen kann, konnte das kaum. Ich hatte fast nur geringe Kontakte zu Kollegen und Nachbarn, nicht viel mehr als kurze Gespräche über gemeinsame Arbeiten und 'das Wetter'. Ich bin gerne alleine, aber das war eine schlimme Einsamkeit.
Jetzt habe ich einen Freund, den ich durchschnittlich aller zwei Monate persönlich treffe, und sonst nur übers Internet. Meine Eltern und mein Bruder. Mein sonstiger Freundeskreis beschränkt sich auf die SHG, die ich zweimal im Monat treffe. Sozial integriert bin ich kaum. Ich bin nicht einsam, diesbezüglich geht es mir gut.

Andere Menschen brauchen mehr soziale Kontakte. Die sind einsam, wenn sie nicht täglich mit zig Leuten reden.

Zitat von Bicycle:
Allerdings reicht manchmal die reine Anwesenheit von Personen.
Bei mir ist das anders. Die reine Anwesenheit von Personen brauche ich nicht, ist nicht gut für mich.
Ich brauche einen Freund, mit dem ich über Probleme usw. reden kann. Ansonsten möchte ich keine Leute um mich.
Ich würde mich in einer Einzelzelle, ohne Besucher, wohl fühlen, wenn ich mit einem Freund telefonieren, oder E-Mail, kann.

Wenn die zitierte Aussage differenziert angewandt wird, ist sie richtig. Aber wenn pauschal abgeleitet wird, daß alle Menschen täglich viele verschiedene persönliche Kontakte brauchen, ist das gefährlich.
29.07.10, 06:41:59
Link
Leah
(Autistenbereich)

Zitat von drvaust:
Ich brauche einen Freund, mit dem ich über Probleme usw. reden kann. Ansonsten möchte ich keine Leute um mich.


Das sehe ich für mich genauso. Ich bin grundsätzlich gerne alleine, manchmal bin ich aber auch gerne mit jemandem zusammen, mit dem ich reden kann. Einsam fühle ich mich nur dann, wenn ich alleine bin und eigentlich den Wunsch habe, mit jemandem zu reden, also nicht alleine zu sein.
29.07.10, 07:09:28
Link
Bicycle
(Autistenbereich)

Das stimmt, man kann auch durch Einsamkeit krank werden, allerdings ist das dann eine krankhafte Einsamkeit.
Aber ich hab den Text entnommen, das es generell gilt, dann hab ich das falsch verstanden gehabt.

Ich kann mit Menschen kommunizieren, ohne das ich sie ansprech.
Ich sitz neben der Person und red im Gedanken dann mit der Person und die Antwort oder Fragen von der anderen Person, kommen mir dann in den Gedanken geflogen.
Es ist wie eine stumm Unterhaltung nur über Gedanken.
Die Fragen und Antworten entsprechen auch der wirklichen Fragen und Antworten der Person.
Deshalb reicht mir die reine Anwesenheit der Person.

Wenn es allerdings um ein Thema geht, dann red ich doch lieber laut mit der Person.
29.07.10, 09:21:44
Link
Fundevogel
(Angehörigenbereich)

Es ist nicht generell so, dass NA viele Freunde brauchen. Die meisten NA haben nur bis ca. 3 - 4 "echte" Freunde, mit denen sie (fast) alles besprechen. Sie nehmen aber ab und zu gerne ein "Bad in der Menge" (Zugehörigkeitsversicherung, Partnersuche, Eigenanregung...)

Nach meiner Erfahrung können die meisten NA die Stille im Alleinsein nicht gut ertragen. Ich vermute, dass deshalb auch in vielen Haushalten Radio und Fernseher als Geräuschkulisse ständig eingeschaltet sind.

Interessant finde ich den Hinweis eines Hundezüchters: "Stellen Sie dem jungen Hund einen Wecker in den Zwinger, dann fühlt er sich durch das ständige Geräusch nicht mehr einsam."

Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. (Johannes 8.12).
Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es denn allen, die im Hause sind. (Markus 4.21) (Lukas 8.16)
29.07.10, 22:26:07
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