Der Grund hierfür ist, dass wenn eine neue Person auftaucht, die ähnliche Schwierigkeiten hat, und ÄrztInnen in der Lage sind zu erkennen, dass diese Person tatsächlich der selben "Gruppe" zugehörig ist, man verständliche Schlüsse zu den möglichen anderen Schwierigkeiten ziehen kann, die dieser Mensch vielleicht auch hat, und vielleicht sogar weiss, was der beste Weg wäre, diese Schwierigkeiten zu adressieren (wegen der Erfahrung durch die restlichen Mitglieder jener Gruppe).
Es ging ja darum, daß erläutert werden sollte, wieso Autismus als Krankheit dargestellt wird. Die Tatsache, daß es verschiedene menschliche Charakterveranlagungen gibt hat mit der Frage nach Krankheit oder nicht aus meiner Sicht nichts zu tun.
Zitat:
Dieses Profiling ist eine Diagnose (aus psychiatrischer Sicht).
Das ist schlichtweg falsch, was den Punkt der Einstufung bestimmter Charakteristika als Krankheit angeht.
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Wenn bezeichnende Merkmale keine großen Schwierigkeit für die Person oder der Person nahestehenden Menschen darstellt, handelt es sich wohl einfach um einen Fall individueller Persönlichkeit oder Persönlichkeitsmerkmale anstatt dass dies eine klinisch relevante Sache ist, d.h. diese Person würde aus ärztlichen Hilfe keine Vorteile ziehen.
Und hier wird es ganz gefährlich. Diese Darstellung legt nahe, daß noch von völlig veralteten Annahmen über soziale Zusammenhänge ausgegangen wird. Wenn eine Minderheit große Probleme aufweist, so bedeutet es nach den heutigen wissenschaftlichen Stand in keiner Weise, daß diese Probleme auch auf Eigenschaften der Gruppe zurückgehen. Es kann nämlich auch der Fall sein, daß diese Gruppe diskriminiert wird. Nehmen wir an es gibt wenige "Schwarze" in einem Landstrich. Diese "Schwarzen" werden in verschiedenerlei Hinsicht diskriminiert. Dies wäre dann nach dem in der RWTH Aachen verbreiteten Auffassung eine Krankheit des "Schwarzen", die dann z.B. zu "Therapien" führt wie die Behandlung der "kranken" Haut, sowie der diagnostizierten Unterschiede im Gehirn (Diskriminierungen als sozialer Vorgang beeinflussen die Gehirnstruktur), pränatale Diagnostik zur Vermeidung der Geburt derartig kranker Kinder, etc.?
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High-Functioning-Autismus oder das Asperger Syndrom ist/sind definiert als klinisches Problem, d.h. die charakteristischen Schwierigkeiten die sie mitbringen, und die oft sozialer Natur sind, sind sehr wichtig für das Leben eines Menschen.
Und inwieweit wäre eine solche Definition auch richtig zu nennen?
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Um ein anderes Beispiel zu bemühen, wir alle können depressiv werden, was normal sein kann nach dem Verlust eines nahestehenden Menschen oder Rückschlägen im Leben, aber wenn wir oft so depressiv sind, und dies in einem Ausmaß das unser Leben zu einem enormen Grad beeinflusst wird, wird daraus ein Problem das ärztliche Behandlung rechtfertigt.
Und inwieweit erscheint der Vergleich von Autismus und Depressionen tatsächlich von der Sache her gerechtfertigt?
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mit der sehr schweren Form des klassischen Autismus gleichgesetzt, bei der eine Person manchmal gar nicht in der Lage ist, überhaupt zu kommunizieren und sehr schlecht bei einem großen Teil der konventionalisierten IQ-Tests abschneidet
Was diese Auffassung angeht sehe ich hier eher einen grob falschen Ansatz, der auf Unverständnis des autistischen Archetyps basiert. Es mag bei oberflächlicher Betrachtung so erscheinen als gäbe es diese Unterschiede, dennoch bezweifle ich, daß das Bestand hat, wenn man mit autistischer Empathie genauer analysiert.
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Die Eigenschaften, die in dieses Spektrum fallen, sind sehr breit gefächert,
Nein, eigentlich nicht.
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Sie haben vollkommen recht, dass alle wissenschaftlichen Behauptungen empirisch belegt werden müssen.
Gut, ich warte weiter.
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Forschung mit bildgebenden Verfahren hat gezeigt, dass
Menschen mit Autismus [Laut Forenregeln diskriminierender Begriff] und dem Asperger Syndrom strukturelle und funktionelle Auffälligkeiten der Amygdala zeigen, einem Teil des Gehirns der mit der Erkennung und Regulation von Emotionen in Verbindung gebracht wird
Es hat sich generell immer mal gezeigt, daß Gehirne von Nichtautisten anders aufgebaut sind. Aber was sagt das aus? Sind Nichtautisten deswegen krank? Fakt ist zumindest, daß Autisten in einer mehrheitlich nichtautistischen Gesellschaft vor allem Schwierigkeiten damit haben, daß die Mehrheit der sie umgebenden Menschen eine andere Körpersprache aufweist, also die autistische Körpersprache nicht versteht und eine Körpersprache aufweise, die von Autisten nicht aus autistischer Empathie verstanden wird. Dies könnte man weiter aus der charakteristischen Wahrnehmung von Autisten ableiten.