Schulische Inklusion in Paderborn
13.12.14, 18:55:17
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Zitat:
Schulen in Trägerschaft des Erzbistums Paderborn packen das Thema „Inklusion“ an
Erzbischof Hans-Josef Becker ist Vorsitzender der Kommission VII „Erziehung und Schule“ der Deutschen Bischofskonferenz. Die 19 Schulen in unmittelbarer Trägerschaft des Erzbistums Paderborn packen jetzt das Thema „Inklusion“ an.
pdp Paderborn, 9. April 2014.
Schule steht im Idealfall nicht nur für Wissens-, vielmehr auch für Wertevermittlung. Diese gehört zum Selbstverständnis der katholischen Schulen im Erzbistum Paderborn und wird vielfach nachgefragt: So sind die Anmeldezahlen für das Schuljahr 2014/2015 an den Schulen in Trägerschaft des Erzbistums Paderborn erneut positiv hoch. Für das kommende Schuljahr stellt das Thema „Inklusion“ die kirchlichen Schulen vor besondere Herausforderungen – denen sich das Erzbistum Paderborn nicht entziehen will.
Quelle
Zitat:
Gymnasium St. Michael
33098 Paderborn,
Michaelstr. 17
Gymnasium für Mädchen
Träger: Erzbistum Paderborn
Quelle
13.12.14, 20:26:29
Alan
Ich frage mich, wie oft es wohl vorgekommen ist, dass diese Gremien allesamt in einer Sache einstimmig entschieden haben.
13.12.14, 20:39:19
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geändert von: 55555 - 13.12.14, 20:49:34
Wenn man sich anschaut, was inzwischen gegen "Pegida" so alles geäußert wurde (obwohl man sich ja schon fragen kann, wie es denn sein kann, daß der Islam Teil von Deutschland sein soll, was wohl nur Folge einer mindestens teilweisen Islamisisierung sein kann, diese Islamisierung aber im gleichen Atemzug bestritten und zur "Hetze" erklärt wird), frage ich mich, welche Politiker wohl in mindestens ähnlicher Weise gegen diese offenbar viel gefährlicheren Verfassungsfeinde in Paderborn (und sonstwo) vorgehen werden?
13.12.14, 22:39:54
Fundevogel
Und auch das Leitbild verpflichtet die katholischen Schulen Paderborns bindend:
www.schuleunderziehung.de/medien/12063/original/1335/Leitbild_A5.pdf
Stellt sich die Frage, ob man Verstöße katholischer Gymnasien gegen das Leitbild beim Obersten Gerichtshof der apostolischen Signatur anzeigen sollte.
Dem deutschen Mitglied Bischof Heinrich Mussinghoff aus Aachen, der seit 1995 Mitglied des Obersten
Gerichtshofes ist, könnte diese Angelegenheit angetragen werden, insbesondere auch, weil das Institut für Religionspädagogik und Medienarbeit im Erzbistum Paderborn bei der Ökomenischen Mitmachaktion "Weihnachten weltweit" eine enge Zusammenarbeit mit dem Bistum Aachen plegt und kurze Wege möglich wären.
Weihnachten weltweit...nur nicht bei uns?
13.12.14, 23:07:50
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Im als Bild eingeblendeten Artikel war nur von städtischen Gymnasien die Rede. Stellt sich die Frage, ob dann in Paderborn erstmal nur weiblichen Behinderten auf dem katholischen Mädchengymnasium ein mehr oder weniger diskriminierungsfreies Abitur im ersten Bildungsweg offensteht?
Weihnachten, das war doch das Fest, wo wegen einer Regierungsmaßnahme Leuten die Tür vor der Nase zugeschlagen wird? ;)
13.12.14, 23:50:00
akurei
geändert von: akurei - 13.12.14, 23:51:27
Behinderte sollen halt die Fresse halten und in ihren Werkstädten versauern. Ihr müßt verstehen, daß es ach so schlauen Kindern von von und zu und den dauergestressten Lehren einfach nicht zuzumuten ist zwei inkludierende Kinder auf 1000 "normale" Schüler zu verkraften. Besser einfach die Geheimnisse der Welt vorenthalten; die könnten ja eh nichts damit anfangen.
edit: Latein braucht man beim Feilen von Aluminium nicht.
14.12.14, 04:06:48
Tarantula
"Das gemeinsame Lernen und der Umgang mit behinderten Menschen sei für viele Schüler, Lehrer und Eltern leider noch keine Selbstverständlichkeit."
Man fragt sich da schon, ob der Urheber dieses Statements vor der Verschriftlichung seiner Diarrhö zu lange an der Lackdose geschnuppert hat... Gerne wüsste ich, wie viele Menschen einen Behinderten überhaupt erkennen würden.
Nach einer krassen Drogenpsychose habe ich in einem Handelsunternehmen gearbeitet. Natürlich wusste davon niemand. Eine Kollegin hatte einmal im Fernsehen einen Bericht über Psychotiker gesehen. Am nächsten Tag kam sie, wie so oft, in mein Büro und erklärte mir, dass solche Leute sich doch besser nicht fortpflanzen sollten. Da fragte ich sie, ob sie diese Leute erkennen würde, wenn sie sie sieht und ob diese Aussage vielleicht mit dem Euthanasieprogramm der 40er vergleichbar wäre... Sie würde das natürlich erkennen, das wäre ja unübersehbar... Den Vergleich mit der Nazizeit fand sie völlig übertrieben...
Je länger ich einer Berührungsangst nachgebe, desto größer wird sie... Wie soll ein Schüler mit einem Behinderten in selbstverständlichen Kontakt kommen, wenn der Kontakt unterbunden wird? Warum muss man daraus überhaupt so eine große Nummer machen?
Da ich oft misstrauisch oder vielleicht auch paranoid bin, würde ich da vermuten, dass Behinderte nicht recht in den neoliberalen Kontext passen. Wenn man hört, mit welcher Ellbogenmentalität gerade Gymnasiasten in der Schule ausgestattet werden, könnte man da glatt Gefahr laufen, dass Behinderte von ihren Mitschülern gemobbt werden, weil ihre Lehrer sie so 'erzogen' haben. Unsere Gesellschaft verachtet Menschen, die Hilfe benötigen... Das ist leider so und diese Verachtung scheint zuzunehmen... Und wie kann man pauschal davon ausgehen, dass Behinderte größere Probleme beim Lernen haben, als nicht Behinderte? Das sind Vorurteile, die auf der Berührungsangst basieren, die den Vorurteilen entspringt... Und hat man alles mit solchen Leuten diskutiert, kommt immer die Frage: "Ja, aber wer soll es bezahlen?"
Das ist die Antwort auf jede Frage geworden... Dabei ist es völlig egal, ob es bezahlbar ist. Grundrechte sind nicht veräußerbar, haben keinen Preis... Der Staat hat sie jedem Menschen zu gewährleisten...
14.12.14, 04:24:57
drvaust
geändert von: drvaust - 14.12.14, 04:26:57
Ich habe den Verdacht, daß die Schulen nicht richtig wissen, was Inklusion ist. Oder daß den Schulen Behinderte aufgedrückt werden, die irgendwie mitgeführt werden sollen. Denn einige Begründungen in dem Artikel, und auch anderswo, finde ich eigenartig.
Zitat:
Die Aufnahme von Kindern, die nicht am gemeinsamen Ziel des Abiturs orientiert sind ...
Für mich ist ein Gymnasium am Ziel des Abiturs orientiert. Schüler, die nicht am Ziel des Abiturs orientiert sind, egal ob behindert oder nicht, gehören nicht in ein Gymnasium. Ich sehe es nicht als Inklusion, wenn irgendwelche Quoten-Behinderte im Gymnasium mitgeführt werden, die dann das Gymnasium vielleicht mit einem Hauptschulabschluß verlassen.
Aber begabte Behinderte, die z.B. Autisten, spastisch gelähmt, schwerhörig o.ä. sind, müssen die Möglichkeit erhalten, mit etwas Unterstützung, im Gymnasium das Abitur zu erreichen. Behinderung darf kein Ausschlußgrund sein, aber unzureichende Bildungsfähigkeit.
14.12.14, 09:34:59
starke Dame
Das würde demzufolge aber bedeuten, dass alle Schulformen, die einen bestimmten Abschluß zum Ziel haben, sich gegen eine Inklusion verwehren könnten.
Es gibt Schüler, die weder Abitur, noch die mittlere Reife oder einen Hauptschulabschluß schaffen und dennoch ein Recht besitzen, wohnortnah mit allen Kindern die Schule zu besuchen.
Es ist absolut falsch, dass Inklusion nur bis zur Grundschule geht und sich alle Schulformen, die einen Mindestabschluß in der weiterführenden Schule fordern, sich dann erfolgreich allen Schülern, die ebend nicht dieses Pensum schaffen können, so bequem entledigen und sich auch der Inklusion, die als gesellschaftliche Aufgabe angesehen wird, verwehren.
Gerade im Gymnasium sehe ich es genauso wichtig an, wie in allen Schulformen, dass auch diese Kinder dort inkludiert werden können, zumal das es völlig normal ist, dass wir verschieden sind.
14.12.14, 10:19:21
Tarantula
Das würde demzufolge aber bedeuten, dass alle Schulformen, die einen bestimmten Abschluß zum Ziel haben, sich gegen eine Inklusion verwehren könnten.
Da würde ich nicht so sehen... Wenn alle Schüler durch Schulform und angestrebtem Abschluss, der eine bestimmte Leistungs- und Bildungsfähigkeit voraussetzt, gesiebt und über verschiedene Schulformen verteilt werden, wäre das doch auch bei behinderten Kindern sinnvoll. Ein Kind, das nur der Quote wegen das Gymnasium besucht, aber die Leistung nicht bringt, wird ja dort noch mehr Ausgrenzung erfahren, immer durch schlechte Leistung auffallen, sich als Versager fühlen...
Und ein leistungsfähigeres Kind wird sich in einer Förderschule deplatziert fühlen... Alternative wäre die Gesamtschule... Hier könnte das funktionieren... Vorher muss eben aber genau geschaut werden, was denn realistisches Ziel ist. Danach würde ich dann auch die Schule auswählen...
Es gibt Schüler, die weder Abitur, noch die mittlere Reife oder einen Hauptschulabschluß schaffen und dennoch ein Recht besitzen, wohnortnah mit allen Kindern die Schule zu besuchen.
Dann wäre aber der Schulstoff am Gymnasium gar nicht sinnvoll. Man wird später mit Integralrechnung, Latein oder Informatik nicht viel anfangen können, wenn im ausgeübten Beruf diese Dinge nicht gebraucht werden, kein Studium folgt. Wenn der Stoff dann auch nicht verstanden wird, wird das Kind permanent die Erfahrung machen, es wieder nicht geschafft zu haben... Aber es gibt ja auch behinderte Kinder, die es durchaus schaffen können, die aber nicht inkludiert werden...
14.12.14, 10:52:58
starke Dame
Wahrscheinlich ist unser gegliedertes Schulsystem veraltet und nicht richtig inklusionskonform?
In anderen Ländern sind die Kinder länger als 4 Jahre gemeinsam in der Schule und es wird später, nach 6 oder 8 Jahren gegliedert.
Wobei man an unserer Gesamtschule ebenfalls das Abitur machen kann. Wenn dieses in der Gesamtschule klappt, ist vielleicht auch das Gymnasium veraltet?
14.12.14, 11:19:14
feder
Im Schweizer System, bei dem (aufsteigend im Niveau) zwischen Real-, Sekundarschule und Gymnasium unterschieden wird, gibt es mittlerweile hinreichend viele Studien, die belegen, dass viele Realschüler ein gutes Sekundarschulniveau erreichen können, wenn man sie denn liesse, ebenso wie viele Sekundarschüler gute Gymnasiasten sein könnten, wenn denn Chancengleichheit bestünde.
Dass Bildungschancen viel mit dem sozialen Status der Eltern
zu tun haben ist auch gut bekannt.
Vor diesen Hintergründen ist es sowieso fraglich, was dieses frühe Sieben und Einteilen in Niveaustufen, die offensichtlich nicht die realen Möglichkeiten der Schüler wiedergeben, bringen soll. Niveaudifferenzierter Unterricht ist ein neumodisches Schlagwort und wird überall (auch auf Gymnasialstufe) gefordert, nur setzt das kaum jemand um.
Wer nach dem Abitur studieren will, braucht in den seltensten Fällen Latein. Integralrechnung braucht auch nur ein Teil der Leute. Ab einer gewissen Schulstufe gibt es Wahlmöglichkeiten. Diese könnten ausgebaut werden, so dass diese Niveaudifferenzierung in unterschiedliche Schulstufen hinfällig würde.